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Deutsche Aktien 5 Lehren aus 30 Jahren Dax-Historie

Florian Uleer: Der Deutschlandchef von Columbia Threadneedle Investments erklärt, was Anleger aus der Dax-Historie lernen können.
Florian Uleer: Der Deutschlandchef von Columbia Threadneedle Investments erklärt, was Anleger aus der Dax-Historie lernen können. | Foto: Columbia Threadneedle Investments

Tipps und Ratschläge zum Thema Geldanlage gibt es viele. Neben weit verbreiteten Grundsätzen haben Anleger mitunter auch ganz persönliche Ratschläge parat. Doch was davon hat sich in der Vergangenheit wirklich langfristig bewährt und Mehrwert geliefert? Das 30-jährige Jubiläum des deutschen Aktienindex Dax am 2. Juli und die Entwicklung des Index im Laufe seiner Historie sind dafür ein guter Prüfstein.

Denn 30 Jahre sind ein Anlagehorizont, wie er in etwa auch im Rahmen der privaten Altersvorsorge vom Berufseinstieg bis zur Rente zur Verfügung steht. Ein Blick auf die Entwicklung des Dax – unter den Gesichtspunkten seiner Zusammensetzung und Wertentwicklung – zeigt: Es sind vor allem fünf Grundsätze, die langfristig dazu beitragen, das Rendite-Risiko-Profil von Portfolios zu optimieren. Dabei handelt es sich um folgende:

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  1. Langfristiges Investieren zahlt sich aus: Wer vor 30 Jahren in den Dax-Performanceindex investiert hat, erzielte seitdem eine durchschnittliche jährliche Rendite (auf Englisch: Compound Annual Growth Rate, kurz CAGR) von rund 8,3 Prozent (Stand: 22. Juni 2018). Und das, obwohl Deutschland angesichts einer lahmenden Wirtschaft in den 80er Jahren als „kranker Mann Europas“ galt, trotz Auswirkungen der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende, der Finanz- und Euro-Krise sowie weiterer schwieriger Phasen. Allerdings verlief diese langfristig überzeugende Wertentwicklung nicht geradlinig – es gab im Laufe der Zeit sowohl schlechtere Jahre mit negativen Renditen als auch noch bessere Phasen. So kam der Dax zwischen dem Höhepunkt der Dotcom-Blase im Jahr 2000 und 2013 unter dem Strich kaum vom Fleck. Von 2003 bis heute liegt die durchschnittliche Rendite dagegen bei mehr als zehn Prozent. Demnach sollten Investoren lange Anlagehorizonte nutzen und sich nicht im Market Timing versuchen. Buy-and-Hold-Strategien haben zudem den Charme, dass Anleger vom Zinseszinseffekt profitieren. Was den richtigen Zeitpunkt angeht, um mit der privaten finanziellen Altersvorsorge zu beginnen, gilt grundsätzlich: Je eher, desto besser.
  2. Dividendenstrategien sind ein wichtiger Portfoliobaustein: Das zeigt sich daran, dass der Dax nach Abzug der Dividenden in den vergangenen 30 Jahren bei weitem nicht so gut abschnitt – siehe seine Kursindex-Variante. Beispiel BASF: Der Aktienkurs ging auf Sicht von drei Jahren um knapp 3 Prozent zurück, während die Wertentwicklung einschließlich wieder investierter Ausschüttungen im gleichen Zeitraum gut 8 Prozent erreichte (Stand: 27. Juni 2018). Das verdeutlicht, in welchem Maße Dividenden zur gesamten Wertentwicklung beitragen. Langfristig betrachtet sind es im Schnitt etwa 40 Prozent. Angesichts anhaltend niedriger Zinsen und geringerer Renditen am Anleihenmarkt gewinnen Aktienausschüttungen weiter an Bedeutung. Während Zinsen und Anleiherenditen historisch niedrig liegen, nehmen die Dividendenzahlungen tendenziell zu. Denn viele Unternehmen verfügen aufgrund ihrer guten Geschäftsentwicklung über reichlich Cash und setzen es neben Investitionen zunehmend ein, um Aktionäre am Erfolg zu beteiligen. So werden die Dax-Unternehmen im Jubiläumsjahr des Index wohl insgesamt mehr als 34 Milliarden Euro ausschütten – so viel wie nie zuvor. Darüber hinaus zeigt die Erfahrung, dass dividendenstarke Aktien sich langfristig besonders robust entwickeln – gerade auch dann, wenn es an der Börse stürmischer zugeht. Insofern können sie langfristig eine gewisse Stabilität ins Portfolio bringen.
  3. Regelmäßiges Investieren lohnt sich: Wer konstant investiert, kauft mehr Anteile, wenn die Kurse günstig sind, und weniger, wenn die Kurse höher liegen. Damit investiert er relativ betrachtet stärker in Zeiten, in denen die Chancen auf steigende Kurse statistisch betrachtet höher sind – und umgekehrt. Bezogen auf den Dax, zeigt eine Analyse des Deutschen Aktieninstituts (DAI): Wer über fünfzehn Jahre lang regelmäßig in den Dax investiert hat, für den tendierte das Verlustrisiko praktisch gegen null. Solche regelmäßigen Einzahlungen lassen sich beispielsweise über Sparpläne realisieren. Gleichzeitig können Sparpläne Anlegern einen ersten Schritt in Richtung Kapitalmarkt ermöglichen, da sie sich schon mit vergleichsweise geringen Beiträgen von etwa 50 Euro pro Monat umsetzen lassen. Das kann die Hemmschwelle gegenüber größeren einmaligen Investitionen senken.
  4. Aktives Portfoliomanagement ist unabdingbar: Die Zusammensetzung des Dax hat sich im Laufe der vergangenen 30 Jahre deutlich gewandelt. So haben Unternehmen der Schwerindustrie an Gewicht verloren, während Technologieunternehmen heute stärker präsent sind – wie zum Beispiel SAP oder Infineon. Das spiegelt auch die Entwicklung der deutschen Wirtschaft wider. Gleichzeitig führt es dazu, dass der Charakter des Dax sich wandelt, was nicht immer im Interesse des Anlegers sein muss. Indexbasierte Investments vollziehen diesen Wandel eins zu eins nach. Aktives Portfoliomanagement hingegen reagiert auf Veränderungen. So kann das Fondsmanagement durch vorher definierte Anlageschwerpunkte vom Index abweichen, die bisherige Zusammensetzung beibehalten oder gezielt Chancen durch individuelle Gewichtung einzelner Titeln nutzen. Das ermöglicht aktiv gemanagten Strategien auch, unabhängig vom Marktumfeld in definierten Risikobandbreiten zu bleiben. Aus Beratersicht ist das gerade auch im Hinblick auf Mifid II wichtig, um den Nachberatungsaufwand zu optimieren.
  5. Breit investieren verbessert das Risiko-Rendite-Profil: Verglichen mit anderen Aktienindizes hat der Dax in den vergangenen 30 Jahren vielfach besonders hohe Wertzuwächse erzielt. Es gab jedoch auch immer wieder Phasen, in denen andere Märkte beziehungsweise Indizes wie etwa der europäische Eurostoxx 50, der amerikanische S&P 500 oder der Hongkonger Hang Seng Index besser abschnitten. Der Grund dafür ist, dass konjunkturelle Zyklen in den einzelnen Kapitalmärkten bzw. den entsprechenden Volkswirtschaften nicht synchron verlaufen. Das heißt zum Beispiel: Flaut die Wirtschaft in Europa ab, können sich etwa in den Schwellenländern weiterhin gute Perspektiven bieten. Daraus ergibt sich ein Vorteil für breit aufgestellte Anlagestrategien, die Chancen des Kapitalmarktes über den Heimatmarkt nutzen und damit gleichzeitig Risiken zu streuen.

Prognosen dazu, welche Höhen der Dax in den kommenden Jahren erreichen könnte, gibt es anlässlich des 30-jährigen Index-Jubiläums viele. Der Wert dieser Punktprognosen sei dahingestellt. Entscheidend ist dagegen: Wer die beschriebenen fünf Grundsätze der Geldanlage befolgt, dürfte das Rendite-Risiko-Profil seines Portfolios auch künftig verbessern – sogar über die nächsten 30 Jahre hinaus.

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