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Investmentchef von Deutsche Asset Management Stefan Kreuzkamp: „Noch mal 3 oder 4 Prozent Wachstum – dann ist das Limit erreicht“

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Es wurde in den USA viel angekündigt, aber bislang ist wenig geschehen. Die konkrete Ausgestaltung der Pläne lässt auf sich warten.

Kreuzkamp: Trump wird seine Vorhaben sicher weiter verfolgen. Aber bei einer Verschuldungsquote von 108 Prozent der Wirtschaftsleistung wird er Schwierigkeiten haben, die Dinge zu finanzieren. In der jetzigen Situation die US-Ökonomie noch stimulieren zu wollen, könnte ein Eigentor werden. Dann droht die Wirtschaft zu überhitzen und wird durch höhere Zinsen abgewürgt. Destruktiv wäre auch, wenn, wie angekündigt, die Importsteuern heraufgesetzt werden: Darunter würden nicht nur die USA, sondern der gesamte Welthandel leiden.

Der US-Aktienmarkt hat seit der Wahl Donald Trumps eine Rally erlebt. Die Indizes haben historische Höchststände erreicht. Viele Finanzmarktexperten warnen, dass der Markt überbewertet ist. Wie sehen Sie das?

Kreuzkamp: Die Märkte schauen schon weit ins Jahr 2018 und preisen eine Senkung des Unternehmenssteuersatzes von 35 auf 20 Prozent ein. Die Steuerreform wird bereits in den Kursen verarbeitet. Wir haben uns verschiedene Indikatoren angeschaut: Die meisten sagen, dass der US-Aktienmarkt historisch teuer ist. Trotzdem sind wir nach wie vor optimistisch für die Aktienmärkte und erwarten kein Desaster. Das hängt mit der Gewinnentwicklung zusammen. Wir erwarten weiter steigende Gewinne innerhalb der USA, für den S&P 500 um die 8 Prozent, für Deutschland ebenfalls 8 Prozent. Für Europa insgesamt sogar etwa 9 Prozent. Das gleiche gilt für die Schwellenländer. Die Unternehmen sind generell gesehen gut aufgestellt. Es ist das erste Mal seit 2011, dass wir so eine konsistente Gewinnentwicklung über alle Regionen haben. Das ist ein sehr positives Bild.

Kann man als Anleger jetzt also ungetrübt in Aktien investieren – egal in welchem Markt?

Kreuzkamp: Da ist Vorsicht angebracht. Wir sehen zwar relativ konstruktiv auf die Märkte, aber wir erwarten nicht, dass sich auch weiterhin hohe einstellige oder sogar zweistellige Renditen erzielen lassen. Wenn wir von hier aus noch mal 3 oder 4 Prozent Wachstum sehen, haben wir das Limit erreicht. Gerade in den USA gibt es auch das interessante Handelsphänomen: Wenn die Rendite 10-jähriger US-Treasuries – was ja symbolisch für einen risikofreien Wert steht – die Dividendenrendite des US-Aktienmarktes übersteigt, wechseln viele Anleger in den Anleihenmarkt. Durch die hohen Bewertungen ist die Dividendenrendite des US-Aktienmarktes deutlich gesunken. Sie liegt aktuell bei um die 2 Prozent. Die 10-jährigen US-Staatsanleihen liegen dagegen schon bei 2,5 Prozent. Das beschränkt das Aufwärtspotenzial am Aktienmarkt.

Sollten sich Anleger also besser nach Europa orientieren?

Kreuzkamp: Im aktuellen Umfeld würde ich deutsche oder europäische Aktien bevorzugen. Aus zwei Gründen: Der Abstand in den Kurs-Gewinn-Verhältnissen etwa zwischen den USA und Deutschland ist zurzeit außergewöhnlich hoch. Das heißt, der deutsche Aktienmarkt hat, was seine Bewertung betrifft, deutlich mehr Aufholpotenzial. Wenn dann auch politisch alles in die richtige Richtung geht – der Lackmustest kommt mit den Wahlen in Frankreich - dann gibt es durchaus noch etwas Aufwärtspotenzial an den europäischen Aktienmärkten im Vergleich zu den USA.

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