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Deutschland: „Jetzt fehlt das Produktivitätswachstum“

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Gefährdete Reallöhne

Es ist klar, dass sich dies auf die Produktivitätsentwicklung auswirkt. Die Folgen sind erheblich. In einer Gesellschaft wie der deutschen, in der die Bevölkerung nicht mehr wächst, beruht der Wohlstandszuwachs allein auf der Produktivitätsentwicklung.

Wenn diese ausfällt, dann sind selbst die bisherigen Schätzungen für das Wachstumspotenzial von 1,0 bis 1,5 Prozent pro Jahr nicht mehr zu halten. Dann droht am Ende Stagnation. Dann können auch die Reallöhne nicht mehr zunehmen.

Bereits 2013 dürfte es nach Schätzung des Statistischen Bundesamtes einen leichten Rückgang der Reallöhne gegeben haben. Berücksichtigt man die mit steigenden Preisen zunehmende Steuerlast, dann sinkt die Kaufkraft der Arbeitnehmer.

Wenn es kein Wachstum gibt, dann sind auch die Lasten der demographischen Entwicklung schwerer zu tragen. Die Sozialversicherungen kommen in Finanzierungsschwierigkeiten. Der Fachkräftemangel wird immer stärker. Schließlich verliert Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit.

Das zeigt sich nicht so sehr im Export, weil die Produktion dieser Güter vielfach schon nicht mehr in Deutschland stattfindet. Es wirkt sich jedoch auf die Wirtschaftskraft innerhalb der Europäischen Gemeinschaft aus.

Die obige Grafik zeigt den Vergleich der Entwicklung in Deutschland mit der in Spanien. Seit dem Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise und ganz besonders seit der Eskalation der Eurokrise hat sich die Produktivitätsentwicklung in Spanien anders als in Deutschland deutlich beschleunigt. Im vergangenen Jahr erhöhte sie sich um 2,4 Prozent. Spanien ist dabei, Deutschland in Sachen Produktivität abzuhängen.

Die Prognose des Chefvolkswirts von Morgan Stanley, Joachim Fels, dass Spanien in Europa das neue Deutschland werden könnte, erscheint unter diesen Umständen nicht unplausibel. Umgekehrt spricht manches dafür, dass Deutschland, wenn es so weiter macht und wenn es sich wie im Koalitionsvertrag vorgesehen vornehmlich mit Verteilungs- statt mit Wachstumsfragen beschäftigt, auf dem besten Weg ist, erneut zum sogenannten kranken Mann Europas zu werden. Ein Umsteuern nicht nur in den Unternehmen, sondern auch in der Politik ist dringend erforderlich.  

Für den Anleger

Die Märkte sind mit viel Optimismus in das neue Jahr gestartet. Kaum einer rechnet damit, dass der deutsche Aktienindex Dax in diesem Jahr nicht steigen wird. Das ist im Hinblick auf das konjunkturelle und zinsmäßige Umfeld nicht unberechtigt.

Blickt man aber hinter die zyklische Erholung, sieht das nicht mehr so gut aus. Gerade im Hinblick auf die Produktivität ist es gerechtfertigt, die weitere Entwicklung in Deutschland mit etwas mehr Skepsis zu betrachten.   

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