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Die Abrechnung Was eine US-Steuerreform bringt – und was nicht

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Unabhängig von der unklaren konkreten Ausgestaltung der Steuerreform deutet darüber hinaus einiges darauf hin, dass auch die vom Senat ins Auge gefasst Entlastung von 1.500 Milliarden Dollar nicht realisiert werden kann. Die Pläne der Republikaner im Repräsentantenhaus sehen derzeit nämlich eine aufkommensneutrale Reform vor, die das Defizit gar nicht erhöhen würde. Im Rahmen einer Kompromissfindung ist es somit sehr wahrscheinlich, dass das vom Senat veranschlagte Entlastungsvolumen schrumpfen wird.

Mögliche konjunkturelle Effekte

Um einzuschätzen, welche Effekte von der geplanten Reform auf das Wirtschaftswachstum ausgehen könnten, unterstellen wir exemplarisch eine Entlastung von 1.000 Milliarden Dollar in den kommenden zehn Jahren. Verteilen sich die Steuersenkungen gleichmäßig auf die einzelnen Jahre, würden Unternehmen und Haushalte um zusammen 100 Milliarden Dollar pro Jahr entlastet. Das entspricht rund 0,5 Prozent des jährlichen BIP.

Wie sehr das BIP-Wachstum dadurch angeschoben wird, hängt zum einen davon ab, in welchem Umfang die Steuerersparnisse zur Finanzierung neuer Ausgaben verwendet werden. Erfahrungsgemäß ist dieser Effekt bei Unternehmen und wohlhabenden Privathaushalten relativ gering, während die Bezieher niedrigerer Einkommen eher dazu neigen, das gesparte Geld auszugeben. Beispiele aus der Vergangenheit legen nahe, dass in der Summe maximal die Hälfte der Steuersenkung in den Konsum fließt – der sogenannte Fiskalmultiplikator mithin in diesem Bereich bei 0,5 liegt. Bei der Besteuerung der Unternehmensgewinne fällt er in der Regel sogar noch niedriger aus.

Alles in allem dürfte wahrscheinlich weniger als die Hälfte der jährlichen Steuerersparnisse (in Höhe der eingangs genannten 100 Milliarden Dollar) die Nachfrage 2018 ankurbeln. Das Bruttoinlandsprodukt würde also um knapp 50 Milliarden Dollar höher ausfallen, das BIP-Wachstum entsprechend um 0,2 Prozent-Punkte angeschoben. In den kommenden Jahren werden die Steuern aber nicht weiter gesenkt, sondern verharren lediglich auf dem tieferen Niveau. Für die Folgejahre könnten somit keine weiteren Wachstumsschübe erwartet werden.

Auf die Dauer höhere Wachstumsraten wären nur vorstellbar, wenn durch die Steuerreform das Wachstumspotenzial nachhaltig gestärkt würde. Das ist zwar grundsätzlich denkbar, zum Beispiel wenn die US-Bürger aufgrund einer geringeren Besteuerung ihrer Einkommen einen Anreiz hätten, mehr zu arbeiten. Oder wenn attraktive Unternehmenssteuern die USA als Produktions- und Investitionsstandort stärken. Die wenigen vorliegenden Eckpunkte zur geplanten Reform sind hier indes nicht sehr vielversprechend. Solange keine genaueren Informationen zur konkreten Ausgestaltung vorliegen, schätzen wir die langfristigen wachstumsstimulierenden Wirkungen daher als vernachlässigbar ein.

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Moderater Impuls für die Unternehmensinvestitionen

So weit auf der einen Seite die allgemeinen nachfragestimulierenden Effekte der Einkommens- und Unternehmenssteuersatzsenkungen. Darüber hinaus können auf der anderen Seite von einzelnen Maßnahmen des Reformpakets weitere konjunkturelle Anschubwirkungen ausgehen. Die größten Chancen sehen wir hier bei den geplanten Abschreibungserleichterungen. In den Jahren 2001 bis 2004 und 2008 bis 2010 wurden zur Ankurbelung der Wirtschaft ähnliche Anreize geschaffen. Untersuchungen zeigen, dass die Unternehmensinvestitionen dadurch während zwei bis drei Jahren um mehr als 10 Prozent angeschoben wurden. Pro Jahr erzeugte das einen Impuls für das BIP-Wachstum von rund einem halben Prozentpunkt.

Im Unterschied zu diesen Episoden befindet sich die US-Wirtschaft aber aktuell nicht im Abschwung, sondern auf Erholungskurs. Die Investitionsdynamik hat zuletzt ohnehin schon angezogen, sodass mögliche zusätzliche Stimuli geringer ausfallen dürften als damals. Wir veranschlagen die jährliche Anschubwirkung durch die geplanten Abschreibungserleichterungen daher auf 0,2 Prozent bis 0,3 Prozent.

Gesamtwirkungen halten sich in Grenzen

Die bisherigen Überlegungen zeigen, dass die geplante Steuerreform 2018 einen Wachstumsimpuls von 0,4 Prozent bis 0,5 Prozent generieren könnte. Das ist nur wenig mehr, als wir bereits in unserer BIP-Prognose von +2,4 Prozent im kommenden Jahr unterstellt haben (nach +2,2 Prozent im laufenden Jahr). Es besteht zwar die Chance, dass die Impulse noch größer ausfallen, je nachdem wie die Reform konkret ausgestaltet sein wird. Im Moment deutet aber wenig darauf hin.

Mit Blick auf das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr sollte man also nicht zu viel von den Steuerplänen der Republikaner erwarten – von einem großen Wurf kann man auf jeden Fall bislang nicht sprechen.

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