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Die Angst vor einer globalen Zinswende

Claus Walter
Claus Walter
Die Äußerungen von US-Notenbankchef Ben Bernanke zu einem möglichen Rückzug aus der lockeren Zins- und Geldpolitik führte nicht nur am Deutschen Aktienmarkt (Dax) zu einem Tagesverlust von nahezu 300 Punkten auf 7.928 Zähler. Zahlreiche Märkte, wie die bisherigen hoffnungsvollen Schwellenländer, traf es sogar noch stärker. Die Rohstoff- und Edelmetallmärkte wurden gleichermaßen von panikartigen Verkäufen erfasst.

Was war der Auslöser dieses Bebens?

Eigentlich eine gute Botschaft. Der US-Notenbankchef Bernanke führte aus, dass die US-Wirtschaft auf dem Weg der Gesundung ist und somit die Notenpressen zum Herbst etwas langsamer rotieren könnten. Mit gewaltigen Käufen von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren versucht die US-Notenbank bis heute, nicht nur die Finanzkrise zu lindern, sondern die Konjunktur zu stimulieren.

Sollte die Notenbank also tatsächlich die üppige Geldversorgung zum Jahresende zurückführen, so würde sie gleichermaßen analysieren, dass die Konjunktur angesprungen ist. Warum also die Einbußen am Aktienmarkt bei dieser positiven Perspektive? Die Anleger wissen derzeit einfach nicht einzuschätzen, wie sich der Entzug der Droge des billigen Geldes auswirkt, das in den Märkten vorhanden ist.

Darüber hinaus folgerte man sogleich, dass die US-Notenbank nicht nur den weltweiten Einstieg in die expansive Notenbankpolitik anführte, sondern wieder deren Ausstieg. Die Angst vor einer weltweiten Zinswende ist die Folge. Umgekehrt gilt: So deutlich, wie die US-Notenbank das Drucken von Papiergeld an die Genesung der Konjunktur koppelte, können wir davon ausgehen, dass sie wieder aufs Gas treten würde, wenn die wirtschaftliche Erholung ausbleibt.


Unsere Bewertung: Generell war sicher zu befürchten, dass eine zukünftige Zinswende nicht in Form eines sanften Überganges erfolgt, sondern kurzfristig eine holprige Fahrt werden kann. Die Frage, ob wir tatsächlich vor einer massiven Zinswende stehen, wie die Investoren sie derzeit befürchten, ist allerdings fragwürdig.

Es wäre zwar wünschenswert, wenn die amerikanische Konjunktur einen solch positiven Verlauf eines sich selbst tragenden Aufschwungs nimmt, aber aufgrund der globalen Nachrichtenlage darf man dies durchaus in Frage stellen: So liefert aktuell das Zugpferd China schwächere Konjunktursignale, und aus Europa sind im laufenden Jahre weiter keine Impulse zu erwarten.

Dazu gesellen sich die politischen Risiken in Form der Unruhen in vielen Schwellenländern. Die amerikanische Notenbank ist allerdings für ihre Flexibilität bekannt. Sollte Herr Bernanke erkennen, dass die Konjunktur weitere Unterstützung benötigt, so wird sicher weiterhin fleißig Geld gedruckt und die gefürchtete Zinswende wird einfach zeitlich verschoben.

Aus unserer Sicht überziehen die Märkte derzeit mit ihrer Angst vor einer globalen Zinswende. Selbst wenn diese eingeleitet ist, sollte der weitere Anstieg nicht sprunghaft verlaufen. Nicht nur die wirtschaftlichen Kräfte, sondern die weiterhin ungelöste Schuldenkrise sprechen dagegen. Für viele (südeuropäische) Länder wäre es (lebens)bedrohlich, wenn sie eine höhere Zinslast bedienen müssten.

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