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„Die Anlageklasse der Euro-Staatsanleihen liegt in Trümmern“

Gemäß der alten Börsenweisheit „Mit Aktien gut essen, mit Anleihen gut schlafen“ sind Staatsanleihen gleichbedeutend mit einer sicheren Anlage. In Anbetracht der Turbulenzen in der Europäischen Währungsunion (EWU) scheint jedoch nichts realitätsfremder zu sein als diese Einschätzung.

Nach der Einführung des Euro im Jahr 1999 glichen sich die Zinsen an und grenzüberschreitende Kredite schossen in die Höhe. Die Unterschiede in der Produktivität und dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf schienen abzunehmen, während die Europäische Union eine immer engere wirtschaftliche Integration erlebte.

Bis das Platzen der Kreditblase im Jahr 2008 die unangenehme Wahrheit zu Tage brachte: Ein Großteil des Wirtschaftswunders, insbesondere in den sogenannten Peripheriestaaten, beruhte auf Überschuldungen, die zu unhaltbaren Ungleichgewichten führten.

2012 kann Griechenland seine Privatschulden nicht mehr bedienen, Irland und Portugal nehmen ein internationales Rettungsprogramm in Anspruch und die wirtschaftliche Lage Spaniens ist besorgniserregend. Zudem wird in der politischen Diskussion in Frankreich und den Niederlanden die Frage gestellt, ob sich Sparmaßnahmen ohne gleichzeitiges Wachstum lohnen.

Euro-Risiken werden unterschätzt

In unseren Augen unterschätzen die Marktteilnehmer die politischen Risiken im Zusammenhang mit dem Euro-Projekt. Die großen Vorteile einer gemeinsamen Währung haben immer weniger Bestand: Anstatt kleiner zu werden, wird die Zinsdifferenz zwischen Deutschland und den anderen Ländern des Euro-Raums immer größer. Grenzüberschreitende Kredite existieren mittlerweile kaum mehr. Die Ausschläge an den Märkten sind so groß, dass sich Anleger zuweilen fragen, ob sie überhaupt investieren sollen.

Einerseits beträgt die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen 1,7 Prozent – ein Zinsniveau, das nicht etwa die soliden deutschen Fundamentaldaten, sondern die logischen Ängste vor einem Zusammenbruch der EWU widerspiegelt –, andererseits hängen viele Märkte direkt oder indirekt am Tropf der Europäischen Zentralbank, die zu außerordentlichen Maßnahmen gegriffen hat, um die Liquidität zu erhöhen. In einem solchen Umfeld halten sich internationale Anleger natürlich zurück.

Klammert man Deutschland aus, so weisen Staatsanleihen der Eurozone – ein Markt im Umfang von vier Billionen Euro – ein Rating von A+ bei einer laufenden Rendite von 3,9 Prozent auf. Anleihen Frankreichs, Italiens und Spaniens machen über 70 Prozent des Volumens aus.

Zum Vergleich: Die Auslandverschuldung der Schwellenländer (JP Morgan EMBI Global Diversified) wird mit BBB- bewertet, die laufende Rendite beträgt 5,4 Prozent.

Wir raten den Investoren deshalb nachdrücklich, entsprechende Schwellenländeranleihen als Alternative zu berücksichtigen. Zu den Vorteilen solcher Anlagen gehören eine hohe Diversifikation, eine positive Rating-Dynamik und höhere Renditen. Diese Anlageklasse lautet auf US-Dollar, es fallen also keine Kosten für Absicherungen von Engagements an.

Augenmerk auf Unternehmens- und Schwellenländeranleihen

Im Großen und Ganzen raten wir bei Aktienanlagen zur Vorsicht, da Risiko und Rendite in einem unattraktiven Verhältnis stehen. Die (zumindest im Vergleich mit den Erwartungen) insbesondere in den USA soliden Unternehmensgewinne für das erste Quartal haben dazu beigetragen, dass sich die Anfang April einsetzende Korrektur bisher in Grenzen hielt. Verlustrisiken scheinen aus demselben Grund begrenzt zu sein.

Wir bezweifeln aber, dass die US-Unternehmen die anstehenden haushaltspolitischen Anpassungen, die im Jahr 2013 spürbar werden, unbeschadet überstehen.

Was europäische Unternehmen betrifft, so treten die Folgen der staatlichen Sparpakete in Form von Steuererhöhungen oder strengeren behördlichen Auflagen nur allzu deutlich zu Tage.

Staatsanleihen aus den Industrieländern sind für uns keine akzeptable Alternative, so dass wir an unserer Untergewichtung festhalten und in Erwartung von Anlagechancen überdurchschnittlich hohe Barmittel halten. Wir geben eindeutig den hochverzinslichen Unternehmensanleihen und Anleihen aus Schwellenländern den Vorzug.

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