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„Die BRICs werden gegenüber den Industriestaaten immer die zweite Geige spielen“

Investoren sehen an den größten Märkten der Schwellenländer erstmals die schlechtesten Anlagechancen. Indien schnitt am miesesten ab, gefolgt von Brasilien, Russland und China. Bessere Gelegenheiten bieten die USA und Europa, ergab eine weltweite Umfrage von Bloomberg unter Anlegern, Analysten und Händlern aus der vergangenen Woche.

Die Aussichten auf eine geringere globale Liquidität, wenn die Federal Reserve ihr Anleihekaufprogramm zurückfährt, hat zu dem größten Ausverkauf bei den größeren Schwellenländer- Währungen in fünf Jahren geführt. Die indische Rupie und die türkische Lira fielen auf Rekordtiefs.

Die Talfahrt führt die Herausforderungen für die Region vor Augen, darunter eine zu starke Kreditabhängigkeit in China und niedrige Investitionen in Brasilien. Zusammen mit Indien und Russland gehören diese Staaten zu der so genannten BRIC-Gruppe.

“Die BRICs werden gegenüber den Industriestaaten immer die zweite Geige spielen”, sagt Umfrageteilnehmer Ben Kelly, Analyst von Louis Capital Markets in London. “Die wachstumsfreundliche Geldpolitik der USA hat es den Schwellenländern ermöglicht, aufgrund der sehr niedrigen oder negativen Realzinsen zu florieren.”

Da sich die Konjunktur in den USA “und in einem gewissen Maße auch in Europa zu stabilisieren beginnt, dürfte sich ein Teil dieses Entwicklung wohl wieder umkehren. Wir haben das schon an den Anleihemärkten gesehen”, fügt Kelly an.

Die Zahl der Befragten, die die Europäische Union als eine der beiden besten Anlagegelegenheiten betrachten, kletterte auf 34 Prozent. Das ist das beste Umfrageergebnis seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2009. Die USA standen bei 51 Prozent.

Brasilien wurde nur von 10 Prozent der 900 befragten Kunden als einer der beiden Top-Märkte im kommenden Jahr betrachtet, verglichen mit 19 Prozent bei der Mai-Umfrage. Ein Viertel der Befragten nannte das Land jedoch bei der Frage nach einer der beiden schlechtesten Chancen. Indien erhielt hier mit 35 Prozent mehr Stimmen als Brasilien.

Die Industriestaaten werden immer mehr zur globalen Wachstumslokomotive, während sich die Schwellenländer abschwächen, hatte der Internationale Währungsfonds in einem Bericht für das G-20-Treffen in diesem Monat erklärt. Der Euroraum kommt aus der längsten Rezession seiner Geschichte heraus, und das Wachstum der US-Wirtschaft hat im letzten Quartal die Erwartungen der Analysten übertroffen.

In China rechnen die Umfrageteilnehmer eher mit einer Wachstumsverlangsamung als mit einer zunehmenden Dynamik. Für 2014 sagten 42 Prozent ein ähnliches Wachstumstempo wie 2013 voraus, 43 Prozent prognostizieren eine Abkühlung und nur elf Prozent rechnen mit einer beschleunigten Expansion.

Lediglich 14 Prozent verwiesen bei der Frage nach den besten zwei Ländern für Investments im kommenden Jahr auf das Reich der Mitte - das waren etwa halb so viele wie noch zu Jahresbeginn. Nach Einschätzung von 23 Prozent wird China stattdessen zu den schlechtesten beiden Märkten gehören.

“Chinas blindes Vertrauen in ein investitionsorientiertes Wachstumsmodell hat zu einem rapiden Schuldenaufbau, Überkapazitäten in kapitalintensiven Industrien und zu einem Überschuss an Infrastrukturinvestitionen geführt”, sagt Umfrageteilnehmer Gregory Doger de Speville, Analyst von Fleming SG Capital Pty in Perth, Australien. “Der Markt wird volatil bleiben, während sich die Anleger an das schwächere Wachstum und sich verändernde Wirtschaftsstrukturen gewöhnen.”

Japan profitiert von einer Erholung der Nachfrage in Europa und den USA sowie dem Yen-Rückgang zum Dollar um etwa 13 Prozent in diesem Jahr. Das gibt Ministerpräsident Shinzo Abe Rückendeckung bei seiner Politik zur Ankurbelung der Konjunktur und hat ihm zu einer höheren Popularität verholfen.

In der Umfrage erreichte der Optimismus im Hinblick auf Abes Politik 70 Prozent. Das ist der höchste jemals gemessene Wert für einen Regierungschef und schlägt die 65 Prozent von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Unter den großen Zentralbanken der Welt dürfte die japanische Notenbank am ehesten mit Zinserhöhungen auf sich warten lassen, während sich die Wirtschaftslage verbessert. Etwa
56 Prozent der Befragten meinten, dass Notenbankchef Haruhiko Kuroda bis mindestens zur zweiten Jahreshälfte 2015 auf Zinsanhebungen verzichten wird, verglichen mit 28 Prozent bei der Fed und 50 Prozent bei der Europäischen Zentralbank.

Die Umfrage unter 900 Kunden von Bloomberg wurde von Selzer & Co. in Des Moines im US-Bundesstaat Iowa durchgeführt. Die Fehlermarge beläuft sich auf 3,3 Prozentpunkte.

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