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„Die deutschen Unternehmen haben einen großen Trumpf im Ärmel“

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Frage 4: Kann die Binnennachfrage die schwächere Weltwirtschaft auffangen?

Auf kurze Sicht wird dies zumindest in einem beschränkten Ausmaß der Fall sein. Die deutsche Wirtschaft ist robuster geworden. Besonders die Ausrüstungsinvestitionen sind in den vergangenen Quartalen sehr stark gestiegen. Wir sehen hier zunächst noch weiteres Aufwärtspotenzial (s. aber auch Frage 7 zu den Risiken). Zudem sind die privaten Verbraucherausgaben für deutsche Verhältnisse kräftig gewachsen. Wir rechnen unverändert mit einem Plus von 2 Prozent und damit dem höchsten Zuwachs seit 2000. Die Risiken für die Verbraucherausgaben aufgrund von Vermögensverlusten am Aktienmarkt sind begrenzt. Die Anzahl der Privatpersonen, die in Aktien(fonds) investiert haben, ist in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. Lag sie 2001 bei knapp 12 Mio., waren es zuletzt nur noch knapp 6½ Millionen Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von knapp 8 Prozent. Einer älteren Studie der OECD zufolge führt ein Rückgang des Aktienvermögens in Deutschland um 10 Prozent zu geringeren privaten Konsumausgaben von 0,1 Prozent Demzufolge wären die direkten negativen Effekte für die Verbraucherausgaben vernachlässigbar.

Trotz bislang stärkerer Binnennachfrage ist aber für die deutsche Konjunktur auf mittlere Sicht entscheidend, wie stark sich das Exportwachstum verlangsamen wird. Das exportorientierte Verarbeitende Gewerbe besitzt zwar nur einen Anteil von rund 20 Prozent an der gesamten Wirtschaft. Sein Einfluss sollte aber nicht unterschätzt werden, strahlt es doch äußerst stark auf den Dienstleistungsbereich aus. In vergangenen Konjunkturzyklen war das Verarbeitende Gewerbe stets die treibende Kraft in Deutschland. Dies wird auch dieses Mal auf mittlere Sicht nicht anders sein.

Frage 5: Wie stark ist der Arbeitsmarkt betroffen?

Der Arbeitsmarkt ist im Konjunkturzyklus das letzte Glied in der Kette. Im Abschwung verlangsamen sich zunächst die Exporte und danach die Investitionen. Erst im Anschluss passen die Unternehmen ihren Arbeitskräftebedarf an. Deshalb dürfte der Jobaufbau zunächst weiter gehen, aber allmählich an Kraft verlieren. Sollten die Unternehmen schlimmstenfalls gezwungen sein, mittelfristig Beschäftigung abzubauen, dürfte es vor allem die Zeitarbeit treffen. Sie hat in den letzten 1½ Jahren ganz wesentlich zum Jobaufbau beigetragen. Dieser Effekt sollte nicht unterschätzt werden. Durch die wachsende Bedeutung der Zeitarbeit hat die Konjunktursensitivität des deutschen Arbeitsmarktes zugenommen. Dies gilt nicht nur im Aufschwung, sondern auch bei einer Wachstumsverlangsamung.
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