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„Die Diskussion um Inflation ist extrem übertrieben“

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Welcher?


Wiener: Für echte Inflation brauchen Sie auch einen Lohnauftrieb. Aber wo soll der im aktuellen Umfeld in Europa herkommen? In Deutschland geht es bei den Löhnen ein wenig nach oben. In den anderen Ländern haben Sie aber eher eine Deflation, da werden die Löhne gekürzt.

Eine weitere Folge der Krise ist nicht nur billiges Geld, sondern auch die niedrigen Zinsen. In der Vergangenheit hat das oft zu Fehlallokationen geführt. Und wenn man sich jetzt anschaut, wie Anleger in Gold und Immobilien drängen ...


Wiener:
Ja, diese Gefahr sehe ich auch. Das liegt daran, dass Sie bei beliebten Anlagen wie Bundesanleihen überhaupt keine Verzinsung mehr haben. Wenn Sie Herrn Schäuble Geld für zwei Jahre geben, dann kriegen sie genau den gleichen Betrag in zwei Jahren zurück. Real macht das bei 2 Prozent Inflation nach zwei Jahren 4 Prozent Verlust. Also suchen die Leute nach Anlage-Alternativen. Und da im Moment alle Sicherheit wollen, fließt sehr viel Geld in Immobilien oder Gold.

Der Weg aus dem Dilemma?

Wiener:
Es bleibt nur eines – die Zinsen müssen steigen. Und das werden sie auch. Diese Übertreibung im Zinsniveau wird nicht Bestand haben. Wenn sich die Staatsschuldenkrise so entwickeln wird, wie ich es anfangs sagte, dann werden sich auch die Zinsunterschiede wieder normalisieren, ohne dass sie im Euro- Raum allerdings wieder die sehr geringen Niveaus erreichen, die vor der Krise zu beobachten waren. Das fundamental gerechtfertigte langfristige Niveau für Bundesanleihen sehe ich bei 3,5 Prozent.

Bis es so weit ist, welche Anlagen halten Sie 2012 und 2013 für attraktiv?

Wiener: Wenn ich mir die Assetklassen und ihre Bewertungen so ansehe, dann glaube ich, dass in ein Portfolio auch ein Aktienanteil gehört. Die Bewertungen für Aktien sind im historischen Vergleich derzeit sehr günstig. Große europäische Firmen, die international ausgerichtet sind, werden davon profitieren, dass die Weltwirtschaft weiter wächst und in den stark wachsenden Regionen die Nachfrage nach Produkte aus Europa hoch bleibt. Wenn Sie einen längeren Anlage-Atem haben, kommen sie an Aktien nicht vorbei. Schauen Sie sich mal die Entwicklung beim Dax und beim S&P 500 an. Was hatten wir nicht alles an Themen dieses Jahr – Staatsschuldenkrise, Wachstumssorgen, und das mehrere Male. Trotzdem hat der Dax seit Jahresanfang 19 Prozent und der S&P 500 14 Prozent Plus gemacht.

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STECKBRIEF KLAUS WIENER


Klaus Wiener (50) studierte Volkswirtschaftslehre in den USA. 1993 fing er in der volkswirtschaftlichen Abteilung der Commerzbank in Frankfurt an. Zwei Jahre später wechselte er zur West LB. Seit 1998 ist Wiener im Generali- Konzern als Chefvolkswirt für das deutsche Asset Management tätig, seit 2003 übt er diesen Posten auch auf europäischer Ebene für die Generali Investments Europe aus.


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