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„Die Eurokrise ist vorbei – jetzt kommt die Konjunkturkrise“

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Arbeitslosigkeit: Die Arbeitslosigkeit wird wieder ansteigen. Trotz der erreichten strukturellen Verbesserungen am Arbeitsmarkt und trotz der demografisch abnehmenden Zahl der Erwerbstätigen wird sie in Deutschland wieder auf über 3 Millionen gehen. Das hat auch Auswirkungen auf die Lohnentwicklung. Ich rechne damit, dass die Lohnerhöhungen niedriger als 2012 ausfallen werden.

Preise: Die Inflationsrate, die sich in Euroland in den vergangenen Jahren hartnäckig über 2 Prozent gehalten hat, wird unter 2 Prozent fallen. Dazu trägt einmal ein Rückgang der Rohstoffpreise aufgrund der schlechteren Weltkonjunktur bei. Zum anderen spielt eine Rolle, dass die Unternehmen bei schwächerer Konjunktur Kostensteigerungen nicht mehr so gut auf die Abnehmer überwälzen können. Für Sparer, die unter den niedrigen Zinsen leiden, ist das eine gute Nachricht.

Geldpolitik: Die Europäische Zentralbank wird den Leitzins als Reaktion auf die schlechtere Konjunktur und die niedrigeren Preissteigerungen (nicht wegen der Eurokrise) um einen Viertelprozentpunkt senken. Er liegt damit immer noch höher als in den USA, in Japan oder in der Schweiz. Der Zins für die Einlagenfazilität wird vermutlich nicht angepasst, weil er sonst negativ würde.

Kapitalmarktzinsen: Die Renditen für 10-jährige Bundesanleihen sind mit 1,3 Prozent schon sehr niedrig. Ich kann mir vorstellen, dass sie in dem ungünstigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld, vielleicht auch als Reaktion auf eine weitere Zinssenkung durch die EZB, noch etwas weiter zurückgehen. Die vergleichbaren Renditen in der Schweiz liegen heute bei 0,3 Prozent.

So niedrige Zinsen erschienen noch vor ein, zwei Jahren für Deutschland gänzlich unvorstellbar. Wenn sich jedoch die Geldentwertung zurückbildet (in der Schweiz sinken die Preise absolut), dann sieht das Ganze anders aus.

Wechselkurs: Der Euro hat Potenzial nach oben. Was für ihn spricht, ist erstens die Erfahrung, dass er trotz aller Unkenrufe nicht zerbrochen ist. Hedgefonds werden es sich drei Mal überlegen, bevor sie noch einmal gegen den Euro spekulieren.

Zweitens wird Euroland 2013 einen Überschuss in der Leistungsbilanz aufweisen, die USA ein Defizit. Drittens sind die Zinsen höher als in den USA. Konjunkturell stecken sowohl die USA als auch Europa in einem Tief.
 
Aktien: Natürlich wird es an den Märkten zunächst schwierig, weil die Kurse so lange gestiegen sind und weil sich der Dax der magischen Grenze von 8.000 nähert. Auch schlechte Konjunkturnachrichten drücken auf die Kurse. Der Dax kann also noch einmal auf unter 6.000 fallen.

Andererseits gibt es die Erleichterung, dass das Schlimmste in der Eurokrise überwunden ist. Europa steht im weltweiten Vergleich durch seine Strukturreformen besser da als andere Regionen. Zudem gibt es viel Liquidität.

Anleger haben bei den niedrigen Zinsen wenig Alternativen zu Aktien. Es gibt einen großen Nachholbedarf an Aktien bei privaten und institutionellen Investoren. Ein Stand von 8.500 beim Dax in einem Jahr ist unter diesen Umständen durchaus realistisch. Renner werden die Unternehmen sein, die flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren können.   

Für den Anleger

Anlagenotstand bleibt auch 2013 ein Thema. Die Zinsen sind niedrig und können die Inflationsverluste nicht ausgleichen. Investoren sind auf Aktien angewiesen. Da es hier speziell in Europa aber gute Aussichten gibt, könnte 2013 noch einmal ein ordentliches Anlagejahr werden. Ich bleibe – allerdings mit ein bisschen Zittern – optimistisch.

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