LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 3 Minuten

Die „Geld ohne Ende“-Show geht weiter

Stephan Albrech
Stephan Albrech
Retten wir die Welt oder machen wir Geldpolitik? Vor diese Alternative gestellt, wird sich die designierte Vorsitzende der US-Notenbank vermutlich für Ersteres entscheiden. Denn mit der Ernennung Janet Yellens hat Präsident Obama eine ausgewiesene Keynesianerin an die Spitze der Federal Reserve geholt. Yellens Credo lautet: Wenn lockere Geldpolitik nicht hilft, dann war sie nicht locker genug. Kapitalanleger dürfte das so lange freuen, bis die nächste Blase platzt...

Machen wir uns erst einmal klar, mit welcher Personalie wir es zu tun haben. Die Federal Reserve ist die mit Abstand mächtigste Notenbank der Welt, denn sie gebietet über die Weltleitwährung – was unter Präsident Nixon in dem sinnfälligen Spruch gipfelte: „Der Dollar ist unsere Währung und euer Problem.“ Zudem sind die Notenbanken, vor allem die Fed, für ihre Ökonomien zu wesentlichen Spielern geworden, indem sie die Zinsen drücken. Die Rolle eines „major players“ hat die Fed wegen der Anleihekäufe in Billionenhöhe erst recht für die globalen Anlagemärkte.

Einflussreichste Person auf dem Planeten?

Der oder die Fed-Vorsitzende ist damit nach dem US-Präsidenten auf diesem Planeten die einflussreichste Person – manche meinen auch, es sei umgekehrt! Stellt sich die Frage: Was ist von Frau Yellen zu erwarten? Die 67-Jährige, die seit Langem dem Board of Governors der Federal Reserve angehört, wird in Medien wie der New York Times, die eher der Linken zuneigen, als hervorragende Ökonomin dargestellt, der die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wichtiger sei als die Preisstabilität. Barack Obama dürfte seine Parteikollegin nicht zuletzt deswegen auf den Posten berufen haben.

Keynesianerin von altem Schrot und Korn

Wirtschaftsnahen Medien wie dem Wall Street Journal oder Forbes ist das ein Dorn im Auge: Die Fed-Veteranin gilt ihnen als Keynesianerin von altem Schrot und Korn, die aus der Krise dieser volkswirtschaftlichen Denkrichtung in den 1970er-Jahren keine Lehren gezogen hat. Demnach ging die Tatsache, dass Inflation und Arbeitslosigkeit damals nebeneinander existierten, was nach dieser Lehre nicht hätte sein dürfen, an Yellen spurlos vorbei. Auch jetzt glaubt die frühere Ökonomie-Professorin an die segenspendende Kraft der Politik: „Haben Politiker das Wissen und die Fähigkeit, die Effizienz der Gesamtwirtschaft zu verbessern statt die Dinge zu verschlechtern?“ fragt sie rhetorisch – und gibt sich gleich die Antwort: „Ja.“

Yellen lag mit Prognosen daneben

Solche Allmachts-Phantasien der Zentralbanker erscheinen umso bedenklicher, als auch Yellen die Immobilienkrise nicht rechtzeitig erkannte und mögliche Konsequenzen unterschätzte. Zwar zeigte sie sich in einer Rede 2005 besorgt über hohe Häuserpreise in den USA, glaubte aber, dass ein Platzen der Immobilienblase die Wirtschaft nicht aus der Bahn werfen könne. Zudem gab sie sich zuversichtlich, dass sich in diesem Fall die Folgen durch billiges Geld beheben ließen.

Doch Yellens Prognosen haben den Realitätstest nicht bestanden. So hat die Federal Reserve seit dem Amtsantritt ihres Vorgängers Ben Bernanke Hypothekenpapiere und Staatsanleihen im Wert von 2,4 Billionen US-Dollar gekauft, um die langfristigen Zinsen zu senken und die Wirtschaft anzukurbeln – doch von einem selbsttragenden Aufschwung kann auch jetzt nicht die Rede sein: Das Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr voraussichtlich um für US-Verhältnisse eher magere 1,6 Prozent wachsen, während die Staatsverschuldung bisher auf 17,7 Billionen Dollar explodierte.

Weltenrettung mit noch mehr Geld?

Yellens Attitüde, dass (Geld)Politiker wüssten, was besser ist für die Menschheit, kann man im sechsten Jahr der Geldflut eher als Selbstüberschätzung denn als gesundes Selbstbewusstsein werten. Die „Geld-ohne-Ende“-Show der Federal Reserve dürfte daher weitergehen, wenn nicht mit noch höheren Einsätzen gespielt werden. Freilich müssten dann auch andere Notenbanken mitziehen und ihre Geldpolitik lockern, damit die eigene Währung den Dollar nicht völlig abgehängt wird. Das sollte sämtlichen Anlageklassen zugutekommen. Doch wie jede Party wird auch die Yellen-Show irgendwann enden – dann ist es wichtig, rechtzeitig am Ausgang zu sein...

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion