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Die größten Risiken der Emerging Markets „Es gibt einige Länder, denen wir noch nicht trauen“

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von Hardenberg: Je weiter ein Land entwickelt ist, desto weniger wichtig ist die Politik. Aber in einigen Emerging Markets wie zum Beispiel Vietnam, Bangladesch und vielen afrikanischen Staaten spielt die Politik noch eine wichtige Rolle und hat eine extrem hohe Korrelation mit der Performance der Märkte. Bei anstehenden Wahlen beispielsweise führt oft schon allein die Möglichkeit, dass jemand an die Macht kommen könnte, der das ganze System umschmeißen will, zu massiven Verkäufen an den Aktienmärkten. Allerdings hat sich die Situation in den vergangenen Jahren stark verbessert.
Wie Berater ihren Kunden die Emerging Markets erklären
DAS INVESTMENT.com: Auch in Afrika?

von Hardenberg: Ja, selbst in Afrika. In den vergangenen zwei Jahren gab es dort rund 20 Wahlen. Die meisten liefen relativ gesittet ab mit einer geordneten Machtübergabe an die Nachfolgeregierung. Dieser positive Trend hängt auch damit zusammen, dass es den Leuten einfach besser geht. Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich in Afrika in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt. Die Leute haben mehr Geld im Portemonnaie, die Arbeitslosigkeit ist extrem gefallen. In den meisten afrikanischen Ländern haben die Menschen Zugang zu modernen Konsumgütern, zu Wasser und Lebensmitteln. Es gibt Bankkonten und Kredite („Wie Asien in den 70er Jahren“).

DAS INVESTMENT.com: Wann würden Sie sich aus einem Land zurückziehen?

von Hardenberg: Wenn der gesellschaftliche Frieden, der aus dem wirtschaftlichen Erfolg der Schwellenländer resultiert, nicht mehr gegeben ist. Wenn die Armut sich ausbreitet, die Inflation steigt, die Banken ihre Türen schließen, ausländisches Kapital abgezogen wird. Das sind Warnsignale, auf die wir sehr genau achten. Als Konsequenz ziehen wir unsere Gelder ab. Das haben wir in Venezuela gemacht und in Argentinien. Auch von Syrien haben wir uns Gott sei Dank früh genug verabschiedet.

DAS INVESTMENT.com: Gibt es Schwellenländer, in denen Sie interessante Unternehmen sehen, wo Sie aber den politischen Rahmenbedingungen noch nicht trauen?

von Hardenberg: Davon gibt es eine ganze Menge. Im Iran dürfen wir nicht investieren. Langfristig könnte das ein sehr interessanter Markt werden – aufgrund der großen, arbeitswilligen Bevölkerung. Auch in Venezuela würden wir sehr gerne investieren, konnten es aber wegen der politischen Rahmenbedingungen bisher nicht. Ausländisches Kapital wurde dort einfach verstaatlicht. Die Regierung hat auch kein Interesse, dass Portfolio- oder direkte Investoren ins Land kommen.

Argentinien hat sich in der letzten Zeit leider in die falsche Richtung bewegt. Eine von Spaniern kontrollierte Ölfirma wurde verstaatlicht, ebenso Banken. Importe werden massiv eingeschränkt. Ausländische Transaktionen werden von der Zentralbank kontrolliert und zum Teil sehr eingeschränkt. Langfristig sehen wir im Emerging Market Argentinien ein riesiges Potenzial, kurzfristig können wir uns dort allerdings nicht engagieren. Wir beobachten allerdings die Unternehmen, um schnell investieren zu können, wenn der rechte Zeitpunkt kommt.

DAS INVESTMENT.com: Gibt es weitere Schwellenländer, bei denen Sie in den Startlöchern stehen?
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