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Interview-Reihe | A.IX Capital „Vieles im Markt der Robo-Advisor ist alter Wein in neuen Schläuchen“

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Setzen Sie die Aktivitäten der Branchengrößen nicht unter einen enormen Zeitdruck? Was passiert, wenn eine Deutsche Bank ernst macht und mal eben eine Marketing-Kampagne für einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag startet?

Braun: Nun, ein dreistelliger Millionenbetrag ist nicht einmal mehr für die Deutsche Bank Peanuts. Dagegen können wir nicht ankommen. Allerdings würde es dem ganzen Thema Aufmerksamkeit schenken. Auch die anderen und wir würden profitieren. Allerdings scheint die Deutsche Bank wie viele etablierten Banken ein ganz anderes Problem zu haben: Woher bekommen sie die Milliarden für die Strafzahlungen ihrer ganzen illegalen Marktmanipulationen? Hier wurde auch viel Vertrauen verspielt.

Die Beratungsgesellschaft Oliver Wyman erwartet in den kommenden vier Jahren ein Wachstum der von Robo-Advisorn verwalteten Vermögen auf etwa 30 Milliarden Euro – das jedoch vor allem auf die Online-Vermögensverwalter von Banken und Asset Managern entfällt. Von den unabhängigen Anbietern würden nur ein oder zwei überleben? Teilen Sie diese Prognose?

Braun: Die Banken müssen erst ihre Hausaufgaben machen und ihr Geschäftsmodell der Zukunft definieren. Dann können Sie auch wie Schwab oder Vanguard in den USA schnell einen großen Teil des Marktes bekommen. Bis dahin ist viel Platz für eine Vielzahl von Anbietern. Klar ist auch, dass nicht alle bleiben werden. Insbesondere Anbieter, die keine eigene Anlagestrategie neben dem Rebalancing haben, werden unter Druck kommen.

Der Robo-Advisor Fintego von der Fondsplattform Ebase bietet seine Lösungen seit Herbst vergangenen Jahres auch für einzelne Makler beziehungsweise Finanzanlagenvermittler an. Bieten Sie einzelne Finanzanlagenvermittler vergleichbare Lösungen an?

Braun: Wir sind technisch in der Lage, individuelle Angebote für Finanzanlagenvermittler zu erstellen. Allerdings nutzen wir diese Möglichkeit derzeit nicht, da wir glauben, dass die von ihnen genannten Kosten eher im oberen Ende liegen würden. Das ist für die Anleger zu teuer.

Regulierung

Die Kosten in der Anlageberatung für Dokumentation und andere regulatorische Vorgaben sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Ab welcher Anlagesumme ist eine vernünftige persönliche Beratung/Betreuung für Banken noch profitabel?

Braun: Wir beraten die Anleger nicht individuell. Die Angebote der Banken sind in der Regel selbst im Private Banking sehr standardisiert. Da spielt die Profitabilität für die Bank eine immer größere Rolle. Unser Angebot richtet sich an Investoren, die Ihre Entscheidungen selber treffen. Nur wer sich grundsätzlich selber entscheidet, entkommt bei der Beratung den Interessenskonflikten zwischen Profitabilität der Bank und Profitabilität des Investments. Wir entscheiden uns ja auch selber, wie wir unser Geld verdienen, warum dann nicht auch, wie wir es anlegen?

Verbraucherschützer und andere Marktteilnehmer fordern ein Ende der klassischen Provisionsberatung. Was glauben Sie, wird es in Deutschland im Bereich Investmentfonds zu einem Provisionsverbot kommen? Wenn ja, wann wird das sein?

Braun: Ich hoffe, dass es kommen wird. Das Provisionsgeschäft hat so viel Schaden angerichtet. Wie viele ältere Mitbürger berichten mir, dass sie auf Drängen ihrer Bank beispielsweise ihre Altersvorsorge in Schiffsfonds investiert haben, ohne über die gigantischen Kickbacks informiert worden zu sein. Jetzt können Sie zwischen 30 Prozent und 60 Prozent der Anlagesumme abschreiben, von Rendite ist gar nicht zu sprechen.

Honorarberater haben dort mit Erlaub eine gute Chance. Wichtig ist, dass diese ihren Mehrwert kommuniziert bekommen, also insbesondere, um wie viel günstiger sie sind im Vergleich zu den Beratungsprodukten. Sie sollten nicht nur auf ein Provisionsverbot hoffen.

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