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„Die Hungermacher“: Deutsche Bank prüft Vorwürfe gegen Agrarwetten

Hungernde Familien auf der einen, Bauern, die von ihren Ernteerträgen kaum leben können auf der anderen Seite – die Diskussion um die Legitimität der Nahrungsmittelspekulation ist sehr emotionsgeladen.

Das zeigt auch die jüngste Aktion der Verbraucherorganisation Foodwatch, die in weniger als einem Monat Zuspruch bei 30.476 Bundesbürgern fand. „Hände weg vom Acker, Mann“, fordern die Initiatoren der Kampagne, die sich gegen die Investmentbanken im Allgemeinen und die Deutsche Bank im Besonderen richtet.

„Die Deutsche Bank soll aus der Spekulation mit Agrar-Rohstoffen aussteigen und die Bankenlobby soll nicht länger eine effektive politische Regulierung der Spekulation blockieren“, fordern sie auf ihrer Homepage.

84 Prozent der Deutschen finden Agrarwetten „nicht akzeptabel“

In der Öffentlichkeit stößt diese Forderung auf offene Ohren. 84 Prozent der Bundesbürger finden es „nicht akzeptabel“, dass Banken mit Agrarrohstoffen wie Weizen oder Mais spekulieren. Das ergab eine Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von Foodwatch durchführte. Dabei wurden 1.000 Bundesbürger befragt.

Gut drei Viertel der Befragten verlangen von der Politik eine strengere Regulierung der Rohstoffmärkte. 66 Prozent erwarten, dass die Deutsche Bank und andere Geldhäuser von sich aus, unabhängig von politischen Maßnahmen, aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln aussteigen.

Fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) würde alle Anlagen kündigen, bei denen das Geld in Nahrungsmittelspekulation fließt. 49 Prozent würden sogar darüber nachdenken, ihr Konto bei dieser Bank zu kündigen (Mehrfachnennungen waren möglich). Nur 24 Prozent würden gar nichts tun. Die Studie basiert auf dem Bericht „Die Hungermacher“, den Foodwatch Mitte Oktober präsentierte. Darin gibt der Autor Harald Schuhmann den Banken eine Mitschuld an steigenden Lebensmittelpreisen. Kurz nach Erscheinen der Reportage versprach der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, die Vorwürfe zu prüfen. „Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen“, erklärte er gegenüber Foodwatch.

Investmentfonds nicht betroffen

Nun setzt Ackermann sein Versprechen in die Tat um. Die Deutsche Bank hat eine internationale Arbeitsgruppe eingesetzt, die die Vorwürfe prüfen und Empfehlungen zum Umgang mit Rohstoffwetten abgeben soll. Nach Angaben von „Spiegel online“ soll die Prüfung bereits Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Die Deutsche Bank lehnte auf Nachfrage von DAS INVESTMENT.com eine Stellungnahme zur Arbeitsgruppe ab. Ein Sprecher des Finanzinstituts stellte jedoch klar, dass es bei den Vorwürfen lediglich um Finanzinstrumente zur Spekulation auf steigende oder fallende Preise von Agrarrohstoffen geht. Investmentfonds, die im Agrarbereich aktiv sind und zum Beispiel in landwirtschaftliche Produktionsmittel investieren, seien von den Vorwürfen nicht betroffen.

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