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„Die Leute reden mir zu viel über die Fed“

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DAS INVESTMENT.com: Die Antwort darauf wäre interessant.

Plecha: Zumindest muss die Fed die Anleihen nicht wieder verkaufen, sondern kann sie bequem bis zur Fälligkeit halten. Das beseitigt einen wichtigen Unruhefaktor. Auch sonst wird sie sich nicht verantwortungslos verhalten und versuchen, möglichst wenig Druck auf die Anleihekurse zu erzeugen.

DAS INVESTMENT.com: Die Fed hält also die Anleihen bis zum Schluss. Doch wenn sie fällig sind, muss die US-Regierung sich neu refinanzieren. Sie braucht dann andere Geldgeber.

Plecha: Ja, aber vielleicht nicht mehr im selben Ausmaß. Es gibt keine Regel, dass die USA jedes Jahr mehr Schulden machen. Vor etwa 15 Jahren hatten sie einen ausgeglichenen Haushalt mit sogar etwas Überschuss. Damals hatten Investoren plötzlich Angst, es könne bald nicht mehr genug US-Staatsanleihen geben. Lustig, wie sich die Zeiten ändern können.

DAS INVESTMENT.com: Die USA könnten ihre Schulden abbauen? Ist das Ihr Ernst?

Plecha: Ich kann das natürlich nicht seriös vorhersagen. Ich kann nur sagen, dass ich in meinen 30 Jahren Anleiheerfahrung auch Zeiten mit sehr niedrigen Defiziten und auch mit Überschüssen gesehen habe.

DAS INVESTMENT.com: Manche sprechen angesichts der tiefen Renditen an den Anleihemärkten von einer Spekulationsblase.

Plecha: Ja, damit ist man schnell zur Hand, sobald eine Anlageklasse mal gut läuft. Ich kann Ihnen aber schlicht nicht sagen, ob wir in einer Blase stecken. Eine Blase liegt normalerweise vor, wenn Kurse viel höher sind, als sie eigentlich sein müssten. Und ob es eine war, sieht man immer erst im Nachhinein, wenn die Kurse eingebrochen sind. Wenn wir alle eine Blase erkennen könnten, in der wir gerade stecken, hätten wir keine mehr. Sie würde immer sofort platzen. Und schauen wir noch einmal nach Japan: Dort sind die Renditen seit Jahren niedrig, und inzwischen spricht niemand mehr von einer Blase.

DAS INVESTMENT.com: Sie können mir aber bestimmt sagen, ob die aktuellen Renditen fundamental zu Ländern passen, die keine ausgeglichenen Haushalte zustande bekommen.

Plecha: Sagen wir mal so: Die ganze Welt, Unmengen von Anlegern und Asset-Managern sind an den Anleihemärkten engagiert. Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass die alle gemeinsam falsch liegen sollen. Es gibt immer einen Grund, weshalb sie Anleihen mit diesen Renditen kaufen und verkaufen. Das macht einen Markt erst zum Markt.

DAS INVESTMENT.com: Hat denn der Markt immer Recht?

Plecha: Ich glaube nicht, dass Märkte perfekt sind. Es wäre extrem zu behaupten, dass jeder Umsatz und jeder Preis immer richtig sind. Aber ich glaube auch nicht, dass es so viele Fehlbewertungen gibt, wie viele behaupten. Weshalb würden sonst zwei Drittel aller professionellen Geldmanager regelmäßig hinter dem Markt zurückbleiben. Es müsste doch so einfach sein, den Markt zu schlagen, ist es aber wohl doch nicht.

DAS INVESTMENT.com: Ihre Antwort auf die Frage heißt trotzdem nein?

Plecha: Genau. Komplett Recht hat auch der Markt nicht.

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