LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 3 Minuten

„Die nächste große Blase platzt am Anleihemarkt“

Azad Zangana ist Volkswirt bei Schroders. Foto: Schroders
Azad Zangana ist Volkswirt bei Schroders. Foto: Schroders
„Die USA sind derzeit unser Lieblingsmarkt”, sagte Azad Zangana auf der Internationalen Medienkonferenz von Schroders. „Wir glauben daran, dass sich vor allem die Industrienationen im kommenden Jahr erholen werden. Und die USA werden diese Entwicklung anführen”, so der Volkswirt weiter.

Grund dafür ist laut Zangana, dass die Vereinigten Staaten ihre Banken nach Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 sehr schnell und aggressiv rekapitalisiert haben. Schlechte Kredite wurden schnell abgeschrieben und viel Geld der Steuerzahler in die Institute geschaufelt. „Dadurch sind die Banken jetzt wieder in einer Position, in der sie Kredite ausgeben können“, so Zangana.

Immobilienpreise legen zu

Eine Folge hiervon ist, dass die Immobilienpreise inflationsbereinigt um rund 7 bis 8 Prozent zugelegt haben. Das wiederum hat neue Investoren angezogen. Zangana: „Das kann nicht passieren, wenn es keine Kredite gibt.“

Ein weiterer Indikator für die Erholung in den USA sind Autokäufe. „Haushalte müssen sich in ihren Jobs sicher fühlen, um ein teures Auto zu kaufen“, sagte Zangana. Weitere gute Nachrichten aus dem Sektor der privaten Haushalte seien die sinkende Arbeitslosigkeit und robuste Gehälter.

Profite auf Rekordhoch

Auf Unternehmensseite befänden sich Profite im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) immer noch auf einem Rekordhoch. Enttäuschend sei jedoch das Investmentverhalten der Firmen. Es sei nämlich zu niedrig. Deutlich werde das an den Barmitteln, die mit 3,5 Prozent gemessen am BIP sehr hoch seien.

Dann kam er zum Thema Tapering, also zur Frage, ob und wann die US-Notenbank Fed aufhört, Geld in den Markt zu pumpen. Hierzu erklärte Zangana: „Die Fed begründete ihre Entscheidung gegen das Tapering mit der Sorge, es könnte sich negativ auf Hypothekenanträge und den Häusermarkt auswirken. Das war auch berechtigt, Anträge auf Hypotheken fielen in der Tat sehr stark nach der Ankündigung, die Geldpolitik in Bälde ändern zu wollen.“ Der Volkswirt erwartet, dass die Fed noch bis März stillhalten wird, was das Tapering angeht.

Europa hinkt den USA ein paar Jahre hinterher

Bezüglich der Wirtschaft in der Eurozone zeigt sich Zangana nicht ganz so optimistisch. Die Europäische Union hinke den Vereinigten Staaten um etwa zwei bis drei Jahren hinterher. „Die gute Nachricht ist, dass die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren andeuten, dass die Rezession in Europa vorbei ist“, so Zangana. „Wir erwarten jetzt eine sehr langsame und leise Erholung.“ Das Wachstum erwartet das Schroders-Team bei rund einem Prozent.

Der Star der Eurozone sei ganz klar Irland. „Die Iren sind jetzt wettbewerbsfähiger als die USA und Großbritannien. Dazu mussten sie aber zum Beispiel Löhne und Gehälter im privaten und öffentlichen Sektor sehr aggressiv kürzen.“

Zentralbanken haben 8 Billionen Dollar in den Markt gepumpt

Was bedeutet das Ganze nun für die Asset Allocation? Zangana: „Seit Beginn der Krise 2008 haben die Zentralbanken weltweit insgesamt 8 Billionen Dollar in den Markt gepumpt. Das entspricht gut einem Drittel der Marktkapitalisierung des MSCI World Index. So etwas führt uns immer zu der Frage, wie es um die Bewertungen bestellt ist.“

Konkret vergleicht das Schroders-Team die Dividendenrendite des S&P 500 mit der Rendite 20 Jahre laufender US-Staatsanleihen. „In der Vergangenheit haben Anleihen immer höhere Einnahmen gebracht, einfach weil es hier feste Zinsen gibt.“ Aber diese Risikoprämie sei nun vollkommen zusammengedrückt worden.

Anleihen sind wahnsinnig teuer

„Das sagt uns eines von drei Dingen: Entweder glaubt keiner mehr, dass es da draußen Inflation gibt – was ich nicht glaube. Oder es sagt uns, dass Aktien gerade ungeheuer billig sind. Oder Anleihen sind wahnsinnig teuer. Ich glaube, dass letzteres der Fall ist. In meinen Augen platzt die nächste große Blase am Anleihemarkt.” 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion