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in Recht & SteuernLesedauer: 7 Minuten

“Die Reichen entziehen sich nicht ihrer gesellschaftlichen Verantwortung”

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Der mediale Hebel als Reichmacher

Dennoch gehen manches Mal die Relationen verloren. Wenn zum Beispiel Sportler und Showstars Millionengagen einstreichen, dann liegt es nicht daran, dass sie so viel mehr oder härter arbeiten als der Rest der Bevölkerung, sondern dass sie von sogenannten medialen Hebeln profitieren.

Sie können ihre Arbeit über die Medien ohne zusätzlichen Aufwand an Millionen von Zuschauern verkaufen. Der Markt honoriert nicht nur Leistung, sondern auch Glück und Zufall. Durch den progressiven Steuertarif wird ein Teil dieser Glücksdividende abgeschöpft.

Hat sich durch die Krise nichts geändert? Wird die Elite verschont?

Die Kosten der Krise trage die breite Masse, während sich die Elite schadlos halte – so lautet ein gängiges Vorurteil. Zudem hätten die Verantwortlichen die Krise unbeschadet überstanden.

Das ist in dieser Form nicht richtig: Wohl kaum eine Branche hat einen so großen Reputationsschaden erlitten wie der Finanzsektor. Weltweit haben die Besitzer der Banken, also deren Aktionäre, große Teile des Wertes ihrer Bankaktien verloren. Zahlreiche Top-Manager und andere Manager mussten ihre Büros räumen.

Zudem spricht die Beschäftigungssituation im Bankensektor für sich: Als 2007 der seit mehreren Jahren anhaltende Arbeitsplatzabbau gestoppt zu sein schien, machte die Finanzkrise alle Hoffnungen zunichte. Wenn im Mai die Zahlen für 2012 veröffentlicht werden, werden wahrscheinlich weitere Arbeitsplatzverluste dokumentiert. Banken und ihre Mitarbeiter haben die Krise also alles andere als unbeschadet überstanden.

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Unrichtig ist auch, dass Vermögende von den Folgen der Krise verschont bleiben. Die Krise hat den risikolosen Zins, von dem es sich traditionell gut leben ließ, pulverisiert. Die Realverzinsung für zehnjährige Bundesanleihen ist seit der Jahrtausendwende von über vier Prozent auf zeitweilig deutlich unter null Prozent gefallen (siehe obigen Chart).

Zudem ist die Volatilität an den Finanzmärkten drastisch gestiegen. Anleger sind also viel größeren Verlustrisiken ausgesetzt als vor der Krise. Die Finanzkrise hat neue Realitäten geschaffen. Wenn es überhaupt Gewinner in dieser veränderten Welt gibt, dann sind es diejenigen, die in den vergangenen Jahren in Humankapital, also in die eigene Arbeitskraft, investiert haben.

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