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„Die Renminbi-Aufwertung wird zu Recht nicht länger als Einbahnstraße gesehen“

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DAS INVESTMENT.com: Warum glauben Sie, dass der RMB-Anleihemarkt weiterhin attraktive Renditen bietet?

Ackermann: Zunächst ist die durchschnittliche Rendite des Marktes gegenüber anderen Märkten attraktiv. Die Anleihen nicht-staatlicher Emittenten im RMB-Anleihemarkt rentieren aktuell im Durchschnitt mit zirka 4,2 Prozent. Dabei muss man beachten, dass die Duration dieses Blocks nur 2,5 Jahre beträgt und somit deutlich unterhalb der Duration der meisten anderen Credit-Märkte liegt.

Zudem ist die Kreditqualität hoch, da es sich bei den Emittenten größtenteils um große internationale Konzerne (McDonald's, VW et cetera) und die größten und stärksten chinesischen Unternehmen handelt. Aus unserer Sicht erwarten den RMB-Bondmarkt in den nächsten Monaten und Jahren attraktive Renditen.

DAS INVESTMENT.com: Was würde das Interesse an der chinesischen Währung wieder wecken?

Ackermann:
Ironischerweise hat das Interesse von Anlegern an der Währung in einem Moment abgenommen, in der der Anleihemarkt eine Neubewertung erfahren hat und die Anleihen deutlich attraktiver bewertet sind. Die Stimmung der Investoren ist momentan dennoch eher negativ: die Renminbi-Aufwertung wird zu Recht nicht länger als Einbahnstraße gesehen.

Die Schlussfolgerung, dass man in den nächsten Monaten und Jahren deshalb aber keine attraktiven Renditen vom RMB-Anleihemarkt als Ganzes mehr erwarten dürfe, dürfte jedoch falsch sein. Was aber notwendig ist, insbesondere für institutionelle Anleger, ist  eine weitere Diversifizierung des Marktes. Der nächste Meilenstein wird die Einführung replizierbarer Indizes auf diesen Markt sein, die auch als Benchmarks für Portfolios dienen können.    

DAS INVESTMENT.com:
Was ist von Chinas Regierung für die Weiterentwicklung des RMB-Anleihemarkts zu rechnen?

Ackermann: Die chinesische Zentralregierung hat zuletzt erstmals einigen Städten und Kommunen erlaubt, sich am RMB-Anleihemarkt zu finanzieren. Dies entlastet insbesondere das nach wie vor staatlich gesteuerte Bankensystem, das schon heute unter der Last fauler Kredite an Kommunalregierungen ächzt.

Dies würde zudem Freiräume für die Versorgung von kleinen und mittleren Unternehmen mit Bankkrediten schaffen. Auch dies wäre im Sinne der Regierung, denn bisher bevorzugen die Banken – freiwillig oder unfreiwillig - bei der Kreditvergabe staatseigene Betriebe oder Kommunen. Die großen privatwirtschaftlichen Unternehmen werden weiterhin den Weg an den internationalen Kapitalmarkt und somit auch an den RMB-Markt suchen.

DAS INVESTMENT.com:
Warum begeben ausländische Unternehmen überhaupt Anleihen auf dem Dim-Sum-Markt?

Ackermann: Ausländische Unternehmen legen Renminbi-Anleihen auf, um ihr Wachstum im Festland-China zu finanzieren. Zum einen benötigen sie die Währung für Investitionen. Zum anderen macht es für bereits in China tätige Unternehmen bilanziell Sinn, sich in der Währung zu verschulden, in der sie auch ihren Cashflow erwirtschaften.

Auch darf man die politische Rendite nicht unterschätzen. Die Regierung in Beijing sieht es sicher gerne, wenn ausländische Unternehmen China ihr Vertrauen aussprechen, indem sie sich in dessen Währung verschulden. Um den RMB-Anleihemarkt zu einem Erfolg zu machen, benötigt China ein diversifiziertes Emittenten-Universum, das dann wiederum Anleger anzieht. Unternehmen, die der Regierung durch Emissionen dabei helfen, dürfen sich des Wohlwollens Beijings gewiss sein.

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