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Die richtige Aktienstrategie für stürmische Zeiten

Dominic Rossi, globaler Aktienchef von Fidelity Worldwide <br> Investment
Dominic Rossi, globaler Aktienchef von Fidelity Worldwide
Investment
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich darüber klar werden, dass die Risiken und Katalysatoren, die die Finanzmärkte antreiben, sich so schnell ändern wie der Wind. Sinkt ein Risiko, rückt ein anderes ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

Im Moment sind die Aktienkurse zum Beispiel durch Ängste über das Ausmaß der Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums gefährdet. Die Ölpreisentwicklung ist ein weiterer zentraler Risikofaktor: Im Iran ist die Ölförderung auf ein 10-Jahrestief gesunken, weil die UN-Sanktionen gegen das Atomprogramm des Landes seine Exportaufträge abwürgen. Das Risiko eines Preisschocks steigt bei derartigen Nachrichten empfindlich – insbesondere zum jetzigen Zeitpunkt, wo sich die Aktienmärkte weltweit auf einem niedrigen Niveau befinden und die ganze Welt bemüht ist, den enormen strukturellen Ölbedarf der Schwellenländer unterzubringen.

Die Sorge besteht, dass Öl auf einen „Pinch Point“ zusteuert. So könnte der hohe Ölpreis allmählich die Nachfrage der ölintensiven Volkswirtschaften, wie die der USA, und auch die globale Nachfrage stark beeinträchtigen, wenn die Öl exportierenden Länder ihre höheren Exporterlöse nur teilweise wiederum für Konsum aufwenden.

Von dieser geopolitischen Problematik einmal abgesehen sehe ich vier Hauptvoraussetzungen dafür, dass die Börsen weiter steigen. Solange sie nicht gegeben sind, meine ich, dass die Aussichten auf signifikante Kursgewinne an den europäischen und amerikanischen Aktienmärkten ziemlich begrenzt sind.

1. Eine nachhaltige Abschwächung der Eurokrise
Die jüngste Rettung und Umschuldung Griechenlands verringert das systemische Risiko eines ungeordneten Konkurses, aber es löst wohl kaum die zugrunde liegenden Solvenzprobleme der verschuldeten Peripherieländer, die unter ihrer mangelnden Wettbewerbsfä-higkeit leiden. Wir befinden uns noch immer inmitten eines langwierigen Erholungsprozesses, in dem die Märkte für externe Schocks verwundbar bleiben. Hier braucht es zunächst Sicherheit, dass Länder wie Spanien und Italien – für die der Euro-Rettungsschirm nicht gedacht war – tatsächlich mit ihren Haushaltsdefizitszielen zurechtkommen.

2. Eine weitgehend abgeschlossene Entschuldung der Banken
Der Finanzsektor gilt als wichtiges Barometer für die Gesamtwirtschaft und den Aktienmarkt. Eine nachhaltige Erholung der am stärksten von der Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogenen Banken kann kräftig dazu beitragen, dass sich die Aussichten für die Gesamtwirtschaft und den Aktienmarkt insgesamt verbessern.

Die Finanzinstitute werden ihre Bilanzen im Laufe dieses Jahres und eventuell auch 2013 weiter entschlacken. Es gilt aber abzuwarten, bis der Bankensektor wieder auf fundamental gesunden Füßen steht und nicht mehr von der LTRO-Liquidität der EZB abhängig ist.

3. Die Rückkehr der entwickelten Welt auf einen Wachstumspfad
Wir leben in einer Welt der zwei Geschwindigkeiten - das schnellere Wachstum spielt sich in den Emerging Markets ab, das mäßige Wachstum in den schuldenbeladenen entwickelten Märkten. Zwar können und werden die aufstrebenden Länder einen verstärkten Beitrag zum globalen Wirtschaftswachstum leisten. Aber bevor es zu einer allgemeinen Neubewertung von Aktien kommt, müssen zuerst die Industrieländer wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurück finden.

Ein Ölpreisnachlass würde zumindest eine der Barrieren einreißen, die einer solchen Neubewertung im Wege stehen. Weitere Anzeichen einer Bodenbildung am US-Häusermarkt wären in dieser Hinsicht ebenfalls zu begrüßen.  

4. Der Abschluss des Wahlzyklus
Den Wahlzyklus hinter uns gebracht zu haben, ist die einzige der vier Voraussetzungen, die mit Sicherheit eintreten wird. Vorher muss in diesem Jahr aber noch ziemlich viel politische Verunsicherung überwunden werden. Am 6. Mai findet in Frankreich die Stichwahl statt. Danach bewegen wir uns schon auf die heiße Phase des Zweikampfs der Präsidentschaftswahl in den USA zu, die sich im November entscheidet.
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