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in FinanzboulevardLesedauer: 3 Minuten

Die Rückführung unversteuerten Geldes bringt Hinterzieher in Not

Deutsche Steuerhinterzieher kommen bei der diskreten Rückführung der verheimlichten Gelder bisweilen auf skurrile Ideen. “Wir hatten einen 72 Jahre alten Mann, der ein Damen-Korsett anhatte, in dem sich 150.000 Euro befanden”, sagt Markus Ückert, Sprecher des Hauptzollamts in Lörrach. “In einem anderen Fall trug ein Mann zwei Paar Windeln gegen Inkontinenz, zwischen denen fast 140.000 Euro waren.” Die Zollbehörden an der Grenze zur Schweiz haben im vergangenen Jahr 20 Millionen Euro an nicht deklariertem Geld gefunden. In Lindau, wo Beamte schon einmal einen Mann mit 25.000 Euro ertappten, die in einem Lebkuchenhaus verborgen waren, wurden im letzten Jahr zwei Millionen Euro entdeckt. Beträge über 10.000 Euro müssen dem deutschen Zoll angegeben werden. Wegen des internationalen Drucks auf Schweizer Banken drängt die Regierung die Institute, keine unversteuerten Vermögen mehr zu verwalten. Prominente Fälle wie die Steueraffäre des Präsidenten von Bayern München, Uli Hoeneß, und der Ankauf von Kundendaten durch deutsche Behörden haben nach Angaben der Zollbeamten die Steuerflüchtlinge in Aufruhr versetzt. Nicht alle Geldschmuggler sind so findig wie die genannten. “Ein Rentnerpaar hatte die Scheine in den Schuhen versteckt und wir hatten den Fall, dass Geld mithilfe der Autobatterie verborgen wurde”, sagt Sprecher Harald Gabele vom Hauptzollamt Singen. “Regelmäßig gibt es Fälle von Leuten, die einen verborgenen Geldgürtel tragen oder es in der Unterwäsche verstecken.” Die Deutschen sind die größte Gruppe unter den ausländischen Touristen in der Schweiz, was es ihnen leicht macht, Konten zu unterhalten. Nicht nur Millionäre gehören zu den Kontenbesitzern. Steuervermeidung sei ein Volkssport, der von Zahnärzten wie Taxifahrern betrieben werde, schilderte der ehemalige Steuerfahnder und heutige Steuerberater Frank Wehrheim seine Erlebnisse aus 30 Jahren Berufstätigkeit in einem Interview mit der Handelszeitung aus dem vergangenen Jahr. Die Schweiz hat mit Österreich und Großbritannien Steuervereinbarungen getroffen, die die Einbehaltung der Steuern gewähren und zugleich Anonymität garantieren. Eine vergleichbare Abmachung mit Deutschland scheiterte an der Opposition. Deutsche Zollbeamte suchen aber nicht nur Geld. Ihr Augenmerk gilt auch Dokumenten, die Hinweise auf verborgene Konten liefern könnten. “Eine Mappe mit vielen Bankauszügen in den Händen zu halten ist immer noch ein gutes Gefühl”, sagt Georg Krügers, Leiter der Kontrolleinheit in Lindau am Bodensee. Die gefundenen Dokumente werden an die Finanzämter weitergeleitet, die dann prüfen, ob die Guthaben angegeben wurden. Im Bezirk des Hauptzollamts Ulm, zu dem auch Lindau gehört, seien im vergangenen Jahr Hinweise auf 1,3 Mrd. Euro an Auslandsvermögen gefunden worden, sagt Sprecher Hagen Kohlmann. Oft sind die Durchsuchungen aber nicht von Erfolg gekrönt. So überprüfte das siebenköpfige Team in Lindau an einem Augustnachmittag einen alten Wagen, in dem ein hagerer Mann und seine weißhaarige Mutter saßen. Tatsächlich wurden sie fündig. In einer Tasche entdeckten die Beamten 8.000 Euro in neuen 50- Euro-Scheinen. Das war zwar merkwürdig, doch blieb die Summe unter der Grenze, die angegeben werden muss. Die Zöllner machen sich keine Illusionen darüber, dass sie nur die Spitze des Eisberges sehen. “Wir kratzen viel, aber nur an der Oberfläche”, sagt der Lindauer Zollbeamte Daniel Remmers. Trotzdem gibt er die Hoffnung nicht auf und sieht schon darin einen Erfolg, dass die Überprüfungen die Steuerhinterzieher verunsichern, denn “ein Kratzer in einem teuren Wagen tut auch weh.”

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