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„Die unrentable Förderung wird zu einer Goldverknappung führen“

Stephan Albrech
Stephan Albrech
DAS INVESTMENT.com: Gehört Gold in ein derzeitiges Vermögensdepot? Sollte man auf jeden Fall Gold in physischer Anlageform kaufen?

Stephan Albrech: Gold sollte bei einer ausgewogenen Vermögensaufteilung nicht fehlen, jedoch sollte man die Höhe des Investments begrenzen. Stärkere Kursrückgänge sind auch beim Gold nicht auszuschließen. In physischer Form wie Goldmünzen und -barren dient es insbesondere in Krisenzeiten als Liquiditätsreserve. Wer in erster Linie von einem steigenden Goldpreis profitieren möchte, kann aufgrund der Kosten beim Direktkauf für Prägung, Transport und Verwahrung auf Fonds zurückgreifen, deren Kapital zu 100 Prozent mit physischem Gold hinterlegt ist und die täglich problemlos veräußert werden können, wie zum Beispiel der ZKB Gold ETF.

DAS INVESTMENT.com: Was favorisieren Sie denn: Goldbarren oder Goldminen-Aktien?

Albrech: Das kommt auf die Ziele des Anlegers an. Goldbarren beziehungsweise Fonds mit physischem Gold sind für Anleger geeignet, die sich langfristig vor Inflation schützen wollen. Risikobereite Anleger können nach den deutlichen Kursrückgängen auf Unternehmen setzen, die ihr Geschäftsmodell unter Kostengesichtspunkten optimiert haben.

DAS INVESTMENT.com: Bei Goldminen-Aktien: Eher die global Players oder die Juniors?

Albrech:
Durch die globale Ausrichtung können große Unternehmen regionale Probleme wie zum Beispiel Streiks besser verkraften. Darüber hinaus sind große Unternehmen in der Lage, durch strategische Übernahmen weiter zu wachsen.

DAS INVESTMENT.com: Der Goldpreis ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, Goldminen-Aktien haben diesen Trend nie nachgeholt. Woran liegt das?

Albrech: Der Grund liegt an der Kostenexplosion bei der Förderung von Gold. Dies führte zu rückläufigen Unternehmensergebnissen und in der Folge zu nachgebenden Aktienkursen.

DAS INVESTMENT.com: Warum soll etwas weitersteigen, was 12 Jahre lang gestiegen ist? Die Eurokrise entspannt sich, warum soll die Krisenwährung Gold weiter steigen?

Albrech: Die Politik des billigen Geldes wird früher oder später zu einer Geldentwertung führen. Daher ist Gold bei den Anlegern als sicherer Hafen weiterhin gefragt. Ein weiterer Grund für einen steigenden Goldpreis ist die Kostensituation bei den Minen-Unternehmen. Für viele Unternehmen ist die Förderung unrentabel geworden. Dies führt zu Schließungen von Minen und damit zu einem reduzierten Angebot von Gold. Die Verknappung ergibt dann zwangsläufig (bei zumindest gleichbleibender Nachfrage) einen steigenden Goldpreis.

DAS INVESTMENT.com: Gibt es Beispiele, wo Gold wirklich vor Inflation geschützt hat? In den Neunziger Jahren ja wohl nicht.

Albrech: Die Historie zeigt, dass Gold bei zweistelligen Inflationsraten, wie beispielsweise 1923 und 1948 sowie beim  Ölpreis-Schock in den 70er Jahre, als Schutz sehr gut funktioniert hat. Obwohl Gold auch zu einem Spekulationsobjekt geworden ist, kann es in der aktuellen Situation langfristig von den Erfahrungen der Vergangenheit profitieren.

DAS INVESTMENT.com: Wechseln die Zentralbanken langfristig auf die Käuferseite von Gold?

Albrech: Aus unserer Sicht werden die Zentralbanken langfristig Gold erwerben, da sie Devisenreserven weiterhin in Gold umtauschen werden. Insbesondere die Nachfrage aus den Schwellenländern wird weiter steigen. Der dortige Anteil von Gold an den Devisenreserven ist mit unter 10 Prozent ist im Vergleich zu den USA und Deutschland, deren Anteil bei etwa 70 Prozent liegt, noch sehr gering.

Auf der nächsten Seite folgt Albrechs Analyse zum aktuellen Preisrutsch bei Gold.
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