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Aktualisiert am 27.01.2020 - 17:44 Uhrin MärkteLesedauer: 6 Minuten

„Dies ist die Stunde der Finanzabteilungen“

Torsten Teichert
Torsten Teichert

DAS INVESTMENT.com: Sie platzieren gegenwärtig mehr als zehn Fonds. Haben Sie sich damit in dieser Krise ein bisschen viel vorgenommen? Torsten Teichert: Ein Großteil der derzeit in der Platzierung befindlichen Fonds sind Projekte aus dem letzten Jahr, diese Fonds kommen aus unterschiedlichen Produktklassen. Und einige Fonds stehen kurz vor der Schließung: Etwa die Schiffe MS Bermuda und MS Bahamas. Das für alle Fonds von uns einzuwerbende Eigenkapital liegt bei rund 60 Millionen Euro – eine lösbare Aufgabe. Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe von DAS INVESTMENT (Juni 2009).
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DAS INVESTMENT.com: Die Emissionshäuser haben für 50 Milliarden US-Dollar Schiffe bestellt. Im Lloyd-Fonds-Orderbuch stehen 26 Schiffe, 16 Schiffe sind laut Geschäftsbericht ohne Charter. Sind Sie ein Opfer der einstigen Boom-Stimmung? Teichert: Es wird immer behauptet, die deutschen Emissionshäuser und Reedereien Schuld seien schuld am derzeitigen Überangebot an Tonnage. Das ist Unsinn, das Ordervolumen im Gesamtmarkt umfasst 500 Milliarden Dollar –  und alle internationalen Player wie Maersk oder Cosco haben bestellt. Nur rund 10 Prozent der Bestellungen stammen aus Deutschland. Ohne langfristige Bestellungen hätten wir 2007 oder 2008 keine vernünftigen Schiffe bekommen können. Doch wir passen uns der Situation an, verhandeln über Kaufpreise und verschieben Ablieferungen. Damit sind wir übrigens recht erfolgreich. DAS INVESTMENT.com: Die Fachzeitung Lloyd’s List berichtete jedoch im Januar, dass mittelfristig bis zu 200 bestehende deutsche Schiffs-KGs in arge Schwierigkeiten kommen könnten. Ein realistisches Bild? Teichert: Zurzeit sind weltweit über 500 Containerschiffe ohne Beschäftigung. Unterstellen wir, dass der Anteil an KG-Schiffen bei 35 Prozent liegt, wäre das genannte Szenario bereits erreicht. Das ist unschön und ein Ausdruck der Krise, in der wir uns befinden. Dennoch: das zeitweilige Aufliegen eines Schiffes ist nicht völlig undenkbar bei einem Schiffsfonds. Darum haben die finanzierenden Banken früher in der Regel bei jedem Schiffsfonds im Rahmen des Risikoszenarios mindestens zwei Jahre Tilgungsfreiheit einkalkuliert. Zudem haben viele Schiffe in den zurückliegenden guten Jahren einen Tilgungsvorsprung aufgebaut. Schwierig wird es natürlich, wenn mittelfristig keine vernünftige Vercharterung dargestellt werden kann. Und zusätzlich sind die Banken heute sehr viel restriktiver bei der Gewährung von Tilgungsaussetzungen.

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