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Digitalisierung der Finanzdienstleistung „Der Deutsche mag Innovation nur, solange sie am Auto stattfindet“

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Aber es gibt Ansätze, an denen man sich ein Beispiel nehmen könnte.

Kröner: Auf jeden Fall. Nehmen wir Singapur. Dort haben Sie als Unternehmer sofort Kontakt zum zuständigen Minister, der keine andere Aufgabe hat, als Singapur in Fragen der Digitalisierung optimal zu positionieren und dabei für seine Bürger den maximalen Nutzen herauszuholen. In Deutschland sehen wir dagegen in erster Linie immer das Risiko und erst in zweiter Linie den Nutzen. Der Deutsche mag Innovation nur, solange sie im Auto stattfindet. Sobald Innovationen das Auto verlassen, ist er zu Tode erschrocken.

Im Silicon Valley schläft man jedoch nicht. Was ist mit den Internet-Riesen Amazon und Alphabet, wenn diese das Banking entdecken? Haben Sie mit der Fidor Bank dann noch eine Chance?

Kröner: Ja.

Okay, dazu müssen Sie ein, zwei Sätze mehr machen..

Kröner: Gern. Ein Beispiel: Ich hatte Kontakt zum CIO der Sber Bank – dort sind allein 30.000 Leute mit der technologischen Fortentwicklung beschäftigt. Hat man aber schon davon gehört, dass die Sber Bank die technologisch führende Instanz ist? Wohl eher nicht. Das zeigt: Die schiere Größe ist nicht entscheidend, sondern der Kernansatz, der verfolgt wird. Und Player wie Amazon oder Alphabet tendieren dazu, sich Banker ins Haus zu holen, die Ihnen den Banking-Ansatz nahebringen sollen. Das wird sie meines Erachtens nicht weit bringen: Sie brauchen keine Banker, sondern Leute, die Fintech- und Kundenverständnis gleichzeitig haben. Zudem ist Banking immer Risikogeschäft. Wer wesentlich risikofreier höhere Deckungsbeiträge mit anderen Geschäftsmodellen erwirtschaften kann, wird sich hier nicht so stark ins Risiko begeben wollen.

Wie sieht es mit Paypal aus, das von 2002 bis 2015 zu Ebay gehörte?

Kröner: Payment oder Kreditkarten gehören für Ebay, Google & Co. zum Kerngeschäft. Auf diesem Feld lassen sich die Banken ja auch allzu leicht die Butter vom Brot nehmen. Paypal hat Ende der 1990er Jahre nach Geldgebern gesucht, ein halbes Dutzend europäischer Banken lehnte damals dankend ab. Das war ziemlich instinktlos. Und so verhalten sich leider die Banken auch heute noch. Insofern erinnert mich das auch an die Neue-Markt-Zeit: Auch damals besangen die Vorstände der Großbanken großartig Projekte und wollten vermeintlich Milliardenbeträge für Internetentwicklung investieren – mir ist nicht bekannt, dass davon etwas nachhaltig umgesetzt worden wäre.