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Dirk Arning zum Ölpreis „Ölpreis auch 2016 noch unter 100 Dollar“

Dirk Arning, Geschäftsführer von Drescher & Cie
Dirk Arning, Geschäftsführer von Drescher & Cie
DAS INVESTMENT.com: Der Ölpreis ist in den vergangenen rund sieben Monaten in der Spitze um fast 60 Prozent eingebrochen und notiert auf dem tiefsten Stand seit 2009. Als Hauptgrund gilt die massive Ausweitung der Produktion von Schiefer-Öl in den USA. Die Frage ist wohl weniger ob, sondern wann die Preise wieder anziehen. Wie sehen Sie die Entwicklung in den kommenden Monaten?

Dirk Arning: Richtig ist, dass die Ölförderer ihre Investitionen zurückführen und die ersten Fracking-Unternehmen in den USA ihre Tätigkeit einstellen müssen. Eine für den Weltmarkt wirklich relevante Verringerung der Fördermengen ist allerdings kurzfristig nicht zu erwarten. Die Internationale Energieagentur erwartet für das erste Halbjahr 2015 ein Überangebot von zwei Millionen Barrel täglich. Die Experten reduzierten ihre Prognose für das Nachfragewachstum um 230.000 auf 900.000 Barrel pro Tag. Wir gehen deshalb für 2015 lediglich von einer Stabilisierung und einem Jahresdurchschnittspreis von rund 50 Dollar pro Barrel aus.

Wann wird die Erkenntnis der Endlichkeit neuer Ölquellen wieder dominieren und der Ölpreis sich wieder der 100-Dollar-Marke annähern?

Ein Ölpreis um 50 Dollar pro Barrel reicht langfristig nicht aus, um eine Ausweitung der weltweiten Ölförderung zu finanzieren. Wir rechnen deshalb für 2016 mit einer Annäherung in Richtung der 100-Dollar-Marke. Der Gleichgewichtspreis dürfte allerdings auch 2016 noch unter 100 Dollar liegen.  

Welche Investments sollten Anleger wählen, wenn sie in den kommenden ein bis zwei Jahren von wieder steigenden Ölpreisen profitieren wollen? Von welchen Investments raten Sie in diesem Zusammenhang ab?

Der Terminmarkt spiegelt die Erwartung eines baldigen und recht weit reichenden Ölpreisanstiegs wieder: Die Terminkurve steigt relativ steil an - Contango. Anlageinstrumente, die diesen mehrheitlich erwarteten Ölpreisanstieg bereits eingepreist haben, wie viele Öl-Zertifikate, bieten ein schlechtes Verhältnis von Gewinnchance zu Risiko, denn der Preisanstieg müsste noch stärker als erwartet ausfallen.

Zudem macht der Anleger die Zeit damit zum Gegner und nicht zum Verbündeten, denn auf einer Contango-Terminkurve entstehen Rollkosten. Wir empfehlen Anlegern, die auf einen Ölpreisanstieg setzen wollen, zu indirekten Investments, also in Aktien von Unternehmen, die von höheren Ölpreisen profitieren würden. Gegenüber eher konservativen Aktien der großen Ölkonzerne haben kleinere Dienstleister und Explorer eine Hebelwirkung.

Neben aktiv gemanagten Energiefonds kommen Indexfonds in Frage, beispielsweise ein ETF auf den europäischen Branchenindex Stoxx Europe 600 Oil & Gas - zum Beispiel von Comstage oder iShares - oder auf den World Energy Index – zum Beispiel db x-trackers oder Lyxor.

>> Lesen Sie hier, was Philipp Vorndran zum Ölpreis sagt

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