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Aktualisiert am 01.04.2020 - 16:32 Uhrin FondsLesedauer: 8 Minuten

Dividenden sind die neuen Zinsen Die besten Fonds für Dividendenjäger

Die Kundinnen von Barbara Rune fragen nicht von sich aus. Wenn die Inhaberin der Berliner Frauen-Finanzberatung Rune Finanz über Dividenden sprechen will, muss sie schon selbst davon anfangen. „Ich versuche immer, meine Kundinnen davon zu überzeugen, dass Aktien zu einem gut angelegten und vor allem breit gestreuten Vermögen dazugehören“, erzählt die Beraterin. Wenn das gelingt, sagt sie, dann nehme sie trotzdem nur selten reine Aktienfonds: „Viele Anlegerinnen halten die Kursschwankungen einfach nicht aus.“

Wobei es künftig vielleicht gar nicht so schlecht wäre, wenn sich ihre Kundinnen abhärten könnten. Denn auch Barbara Rune ist von einem wichtigen Trend überzeugt: Dividenden sind die neuen Zinsen.

Warum? Ganz einfach: Weil es kaum noch Zinsen gibt. Und noch schlimmer: Inzwischen bekommt man nicht nur keine Zinsen, wenn man Geld sicher anlegen will, man zahlt sie sogar. In sechs europäischen Ländern liegen die Renditen für fünfjährige Staatsanleihen inzwischen unter null (Stand: 16. Februar 2015). Schaut man sich hingegen den Aktienmarkt an, finden sich dort allein bei ganz normalen Standardwerten jährliche Dividendenausschüttungen von 2 Prozent und häufig deutlich mehr.

37 Milliarden Euro für Aktionäre

Einige Fakten sprechen dafür, dass über Aktionäre in den kommenden Jahren ein schöner warmer Regen herniedergeht. So schätzt das „Handelsblatt“, dass Unternehmen in der Eurozone auf 800 Milliarden Euro Cash sitzen. Dieses Geld komplett zu investieren, dazu fehlt derzeit die wirtschaftliche Perspektive. Es auf Konten zu horten ist teuer geworden, seit die Zentralbank den Zins für Guthaben unter null drückte. Also ist tatsächlich zu erwarten, dass vieles davon als Dividende an Anleger fließt.

In ihrer jährlichen Dividendenstudie gehen die Analysten der DZ Bank davon aus, dass die Unternehmen des H-Dax in diesem Jahr 37 Milliarden Euro ausschütten werden. Das sind 11 Prozent mehr als im Vorjahr und absolut betrachtet so viel wie nie zuvor. Der H-Dax enthält die 110 Unternehmen aus den Indizes Dax, M-Dax und Tec-Dax. Für ganz Europa rechnen die DZ-Banker damit, dass die Dividenden um etwa 6 Prozent pro Jahr steigen.

Es ist schwierig, sich diesen rosigen Aussichten zu entziehen. Und doch scheint der warme Regen an deutschen Anlegern vorbeizuziehen. Im vergangenen Jahr gab es erneut 500.000 Aktionäre weniger in Deutschland als ein Jahr zuvor, fand das Deutsche Aktieninstitut heraus. Nur 8,4 Millionen Deutsche, also 13,1 Prozent der über 14-jährigen, haben mit Aktien zu tun. Nach Barbara Runes Ansicht müsste es aber fast jeder sein. Es bleibt viel zu tun.

Ähnliches berichtet der Möllner Vermögensberater Wolfgang Blechenberg. Auch Anleger, die ihn um Rat bitten, fragen nur selten von sich aus nach Dividenden. Viele wüssten noch nicht einmal, was eine Dividende überhaupt ist. Blechenberg mag Dividenden auch nicht ohne Weiteres als Zinsersatz ansehen: „Es  mag sein, dass Dividenden inzwischen eine wichtige Alternative zu Zinsen sind. Aber es sind und bleiben Aktien und sind daher nicht mit festverzinslichen Anlagen gleichzusetzen.“ Sorgfältige Aufklärung sei deshalb sehr wichtig. Natürlich ist auch da etwas dran. Kein Unternehmen ist verpflichtet, Dividenden zu zahlen, Zinsen auf Anleihen schon. Bevor eine Anleihe ausfällt, geht die Dividende hops.

Bei Claus Walter wiederum interessieren sich Kunden zwar durchaus für Aktien, aber nicht nur aus dem einen Grund. „Sie schauen gar nicht ausschließlich auf die Dividenden. Es geht ihnen auch darum, Produktivkapital zu besitzen“, berichtet der Geschäftsführer des Finanzdienstleisters Freiburger Vermögensmanagement. Dividenden seien zwar ein wichtiger Teil der Aktienanlage, aber nicht alles. >>Vergrößern