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DJE-Experte Florian Bohnet Aktiv oder passiv – Konkurrenz beflügelt die Branche

Florian Bohnet leitet die Bereiche Research und Portfoliomanagement beim Pullacher Vermögensverwalter DJE Kapital.
Florian Bohnet leitet die Bereiche Research und Portfoliomanagement beim Pullacher Vermögensverwalter DJE Kapital. | Foto: DJE Kapital

Das Wichtigste vorab: Die Deutschen mögen in der Regel keine Aktien und besitzen daher im Durchschnitt viel zu wenige Unternehmensbeteiligungen. Für den erfolgreichen Vermögensaufbau und die Alterssicherung sind diese aber unersetzlich. Wollen Vermögensverwalter die dringend nötige Förderung der Aktienkultur in Deutschland erreichen, dann sollten sie Privatanleger nicht wie so oft mit einer zu einseitigen Darstellung des Themas „Aktiv vs. Passiv“ verunsichern.

Im Grunde ist es der wachsende Marktanteil an günstigen, passiven Indexprodukten, der den etablierten Asset Managern zunehmend Sorge macht. Die Medien greifen dieses Thema dankbar auf und haben dafür die Schlagzeile „Aktiv vs. Passiv“ kreiert. Das klingt wie die Ankündigung eines Boxkampfes, der nach einem eindeutigen Sieger verlangt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das Ergebnis aber wesentlich unspektakulärer verlaufen und nicht schwarz oder weiß sein. Denn beide Strategien finden in den Kundenportfolios ihren Platz, da es für beide gute Argumente gibt. Eine zugespitzte Debatte, bei der Indexprodukte als unflexibel und aktive Produkte als altmodisch und zu teuer gescholten werden, hilft nicht weiter, schon gar nicht den Anlegern. Eine derart polarisierende Darstellung ist allerdings nicht untypisch, wenn neue Technologien etablierte Märkte bedrohen.

Passive Produkte punkten nur in steigenden Märkten

Passive Produkte entstanden in den 1970ern und wuchsen vor allem ab Ende der 1990er Jahre kräftig. In den vergangenen 9 Jahren gab es einen kontinuierlichen Aufwärtstrend. Ein Indexfonds, der per Definition immer zu 100 Prozent investiert ist, hat in Aufwärtsphasen mit niedriger Volatilität und großem Gleichlauf der Einzelwerte ein ideales Umfeld. Schwierig wird es für den Indexfonds, wenn der Markt fällt, die Volatilität steigt und die Einzeltitel sich sehr unterschiedlich entwickeln. In diesen Zeiten kann ein aktiver Asset Manager seine Vorteile ausspielen. Erinnert sei an dieser Stelle an Börsenphasen wie 1987, 2000 oder 2008.

Aufgrund der inzwischen erhöhten Bewertungsniveaus der Indizes und des nachlassenden Rückenwinds ist es wahrscheinlich, dass die Renditen an den Börsen in den nächsten Jahren geringer ausfallen werden. Gründe dafür sind unter anderem Babyboomer, die das Rentenalter erreichen, das Ende der 30-Jahre-währenden Phase fallender Zinsen und die eher gebremste als intensivere Globalisierung. Gleichzeitig dürfte die Volatilität zunehmen, wenn die Markttrends nicht eindeutig sind. In solch einem Umfeld sind Anleger mit einem flexiblen, professionellen und aktiven Ansatz besser aufgehoben.

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Konsolidierung des Marktes duch pseudoaktive Fondsmanager

Zugegeben, die Branche ist selbst schuld, wenn misstrauische Kunden versuchen, ihr Geld mittels Indexinvestments kostengünstig zu streuen. Schließlich sind die Gebühren das Einzige, was am Anfang des Investments sicher bekannt ist. Die Qualität des Vermögensverwalters zeigt sich dagegen erst über die Folgejahre. Doch was haben viele Fondsanbieter in den vergangenen Jahrzehnten gemacht? Sie nannten sich aktiv, verlangten hohe Gebühren und kauften genau die gleichen Werte wie ihre jeweilige Index-Benchmark, teils etwas über- teils etwas untergewichtet, in ihre Portfolios. Wer für diese Arbeit hohe Gebühren verlangte, musste sich nicht wundern, wenn die Kunden bei nächster Gelegenheit eine günstigere Alternative ergriffen.

Dass es sich dabei nicht um tatsächlich aktives Management handelt, lässt sich mit Kennzahlen wie „active share“ messen. Diese pseudoaktive Herangehensweise ist unter anderem ursächlich dafür, dass es laut Statistik viele Fondsmanager nicht schaffen, nach Abzug der Gebühren ihren Vergleichsindex zu schlagen. Wirklich aktive Asset Manager wie DJE können sich im Grunde freuen. Denn mit der Verbreitung der passiven Indexfonds konsolidiert der aktive Markt allmählich. Marktteilnehmer, die ohnehin nur an der Benchmark klebten, verlieren ihre Existenzberechtigung. Unterschiede zwischen tatsächlich aktiv und passiv werden sichtbarer. Konkurrenz belebt eben das Geschäft!

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