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Donald Trump und der Healthcare-Sektor Nebenwirkungen noch unbekannt

Die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten wirft zahlreiche Fragen auf – auch für den Gesundheitssektor. Zwar ist die politische Agenda der künftigen US-Regierung noch völlig unausgegoren. Allerdings sind in der Wirtschafts- und Handelspolitik von Trump mehr Aktivitäten in Richtung Protektionismus zu erwarten.

Für die Hersteller von Arzneien und medizinischen Geräten könnte das etwa bedeuten, dass die USA Importzölle auf Produkte von ausländischen Anbietern erheben, um heimische Firmen zu begünstigen. Ein Schritt, der bei innovativen lebensrettenden Arzneien nur sehr schwierig umzusetzen wäre.

Healthcare-Sektor profitiert von Trump

Investoren müssen sich auf weiterhin volatile Märkte einstellen. Denn: Ungewissheit ist nicht gerade ein Treibstoff für steigende Aktienkurse –Die Sorge vor staatlich regulierten Medikamentenkosten, wie sie US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zur Diskussion gebracht hatte, lastete während des gesamten Wahlkampfs im Jahr 2016 auf den Aktienkursen der Gesundheitsbranche.

Auf die Wahl von Donald Trump reagierte die Gesundheitsbranche dagegen mit steigenden Kursen: Von seiner Regierung erwarten die Investoren günstige Rahmenbedingungen in der Gesundheitspolitik. Das gilt für regulatorische Aspekte in der Medikamentenentwicklung, aber auch im Hinblick auf neue Geschäftsmodelle in der Gesundheitsversorgung, welche dem Bedürfnis nach mehr Kostenkontrolle bei zugleich qualitativ besseren Leistungen Rechnung tragen sollten.

Was wird aus „Obamacare“?

Eine der spannenden Fragen vor diesem Hintergrund bleibt, ob die von Obama durchgeführte Gesundheitsreform „Obamacare“ unter Trump wieder vollständig rückgängig gemacht wird oder in Teilbereichen erhalten bleibt. Zu den Verdiensten der auf der gesetzlichen Grundlage des Affordable Care Act (ACA) umgesetzten Maßnahmen von Obamacare zählt, dass 15 Millionen bislang nicht versicherte Personen in eine staatliche Gesundheitsversorgung integriert wurden.

Allerdings sind die steigenden Ausgaben von staatlicher Seite immer schwerer zu finanzieren. In ihren Schätzungen geht die Regierungsseite davon aus, dass sich die staatlichen Zuschüsse zwischen 2016 und 2026 von 43 Milliarden US-Dollar auf 106 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppeln werden. Diese Belastungen bekommt vor allem die Mittelklasse zu spüren. Ferner hat die vermehrt fehlende Konkurrenzsituation unter Ver-sicherern in gewissen Gegenden zu monopolähnlichen Strukturen geführt, da Krankenkassen dort nicht mehr kostendeckende Policen anbieten können.

Marktwirtschaft fürs Gesundheitssystem

Um das Gesundheitssystem qualitativ besser und zugleich effizienter zu gestalten, müssen nach unserer Einschätzung vermehrt marktwirtschaftlich basierte Strukturen implementiert werden. Es gilt jedoch zu beachten, dass in den USA bereits seit einiger Zeit Versicherer und Einkaufsorganisationen Preisdruck auf einzelne Medikamentenklassen ausüben, insbesondere bei Heilmitteln zur Behandlung von chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Rheuma oder Krebs. Insofern hat sich der von Trump im Januar pro-klamierte „Price Bidding“-Prozess bereits in einigen Segmenten etabliert.

Mit dem Wahlausgang ist das jahrelange Patt zwischen einem republikanisch dominierten Kongress und einem demokratischen US-Präsidenten aufgehoben. Bis zu den nächsten Parlamentswahlen in zwei Jahren öffnet sich damit ein Zeitfenster, um tiefgreifende Ver-änderungen in der Gesundheitsversorgung anzugehen. Die größte Herausforderung besteht darin, die höheren finanziellen Lasten besser zwischen Staat, Versicherungen und Versicherten zu verteilen.

Aktuell laufen Pilotprojekte von Seiten der US-Regierung, die unter anderem finanzielle Anreize für Dienstleister schaffen sollen, qualitativ bessere Services zu liefern. Der gerade im US-Kongress verabschiedete 21st Century Act bildet eine neue gesetzliche Grundlage für innovative Forschung. Das fast 1000 Seiten umfassende Gesetzeswerk bringt unter anderem 6,3 Milliarden US-Dollar mehr staatliche Fördergelder für verschiedene Projekte, beispielsweise in der Krebsforschung, mit sich. Zugleich liefert es bei klinischen Studien die rechtliche Grundlage zur Zulassung auf der Basis von Biomarkerdaten, was kleinere und zeitlich schnellere Studien ermöglicht.

Neue Geschäftsfelder

Trotz der anhaltenden Unsicherheit über die Gesundheitspolitik unter Trump werden Medikamentenentwickler von neuen innovativen Therapien zu den Nutznießern dieser Politik zählen. Klinikdienstleister stehen dagegen vor der Herausforderung, ihre Ge-schäftsmodelle an den sich verschärfenden Kostendruck anzupassen.

Für die großen, international operierenden Medizintechnikkonzerne eröffnet sich die Möglichkeit, über die Produktverkäufe hinaus neue Geschäftsfelder zu besetzen. Während sich das globale Marktvolumen für herkömmliche Medtech-Sektoren auf 450 Milliarden US-Dollar beläuft, liegt es bei den Services bei 2,5 Billionen US-Dollar. Branchengrößen wie Medtronic und Johnson & Johnson haben begonnen, ihre Technologie und Produkte in klinische Bereiche wie die Chirurgie und in die ambulante Nachbehandlung zu integrieren. Andere Wettbewerber werden hier nachziehen und damit zugleich die Konsolidierung vo-rantreiben.

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