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Doppelte Steuern gezahlt So bekommen Sie die Quellensteuer im Ausland erstattet

Pescara in Italien: In dieser Stadt werden die Anträge auf Erstattung der italienischen Quellensteuer bearbeitet - aber es kann dauern. Foto: Wikipedia/Marku1988
Pescara in Italien: In dieser Stadt werden die Anträge auf Erstattung der italienischen Quellensteuer bearbeitet - aber es kann dauern. Foto: Wikipedia/Marku1988

Die geplante Kapitalmarktunion soll den Kapitalverkehr - und auch die Besteuerung - länderübergreifend vereinfachen. Dass das dringend nötig ist, zeigt die Recherche der Wirtschaftswoche. Das Blatt untersuchte den Aufwand, die im Ausland gezahlte Quellensteuer zurückzubekommen.

Denn die Steuererstattung steht deutschen Anlegern, die Dividenden aus ausländischen Aktien beziehen zu. Schließlich hat Deutschland mit den meisten Ländern Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen, um eine zweifache Besteuerung der Bürger zu vermeiden. Doch in der Praxis verschenken viele Deutsche Geld, weil sie sich nicht die Mühe machen, die zu viel gezahlten Steuern zurückzufordern. Laut der britischen Unternehmensberatung Goal Group haben deutsche Sparer so allein im Jahr 2013 rund 631 Millionen US-Dollar verschenkt.

Sind die Deutschen also zu faul oder haben zu viel Geld? So einfach ist das nicht. Denn wie die Wirtschaftswoche-Recherche ergab, kann der Aufwand für die Steuererstattung ziemlich groß sein. In Italien beispielsweise könne die Steuererstattung bis zu zehn Jahre dauern, erfuhr das Blatt. Warum das so ist, fanden die Wirtschaftswoche-Redakteure heraus, als sie den Fehler machten, ihre Anfrage während der Sommerferienzeit zu stellen. Keiner erreichbar, bitte in drei bis vier Monaten nochmal melden, war die Reaktion. Dabei handelte es sich um eine simple Anfrage. Kein Wunder also, dass deutsche Anleger, die mit derart langen Bearbeitungszeiten konfrontiert werden, irgendwann das Interesse an ihrem Antrag verlieren und die Steuern verschenken.

Italien, Frankreich, Portugal, Japan, Kanada, Norwegen, Schweden und USA: Vorab-Steuersenkung beantragen

Um dies zu vermeiden gibt es einen einfachen Weg: Anleger können bereits vor den Dividendenzahlungen eine Reduzierung der ausländischen Quellensteuer beantragen. Dann werden ihnen nur 15 Prozent Quellensteuer abgezogen, die automatisch mit der deutschen Abgeltungssteuer verrechnet werden. Neben Italien ist das in Frankreich, Portugal, Japan, Kanada, Norwegen, Schweden und den USA möglich. 

Spanien, Österreich und die Schweiz: Quellensteuer-Erstattung kostenlos

Länder wie Spanien, Österreich und die Schweiz machen allerdings bei der automatischen Steuerreduzierung nicht mit. Dort müssen Anleger im Nachhinein einen Antrag auf die Quellensteuer-Erstattung stellen. In Spanien, Österreich und der Schweiz ist das nach Wirtschaftswoche-Informationen kostenlos: Man braucht lediglich den ausgefüllten Antrag, den es online beim Bundeszentralamt für Steuern gibt (hier zum Download), sowie eine Wohnsitzbescheinigung. 

In manchen Ländern lohnt sich der Antrag tatsächlich nicht

Doch nicht überall funktioniert das so einfach. Denn einige Länder erstatten die Quellensteuer nur auf offiziellem Weg - also über Depotbanken oder Broker. Und das kann teuer werden: Laut Wirtschaftswoche verlangen die Banken Bearbeitungsgebühren zwischen 20 und 80 Euro. Auch die Clearingstelle Clearstream, die die Abwicklung übernimmt, berechnet 60 Euro Gebühr plus Mehrwertsteuer für jedes Formular. Sind mehrere Formulare nötig oder sind die Erträge nicht besonders hoch, lohnt sich der Aufwand tatsächlich nicht. 

>> Vollständige Übersicht der Ländern, deren Quellensteuern an die Abgeltungssteuer angerechnet werden, finden Sie hier (Quelle: Bundeszentralamt für Steuern)

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