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Drescher & Cie-Berater Thorsten Pörschmann warnt „Diese Anleihen könnten über Nacht um 30 % fallen“

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Mit welchen Abschlägen an der Börse müssen Anleger rechnen?

Pörschmann: Beim Nordix Renten Plus mussten Verkäufer Abschläge zwischen 10 und 15 Prozent vom NAV hinnehmen. In den folgenden Monaten hat sich das Marktsegment allerdings wieder beruhigt. Die Käufer hatten in dem Fall Glück: Sie haben Anteile mit 10 – 15 Prozent Abschlägen erworben und konnten sie später zum NAV an die KVAG zurückgeben: Durch ihren Kauf haben sie  innerhalb kurzer Zeit 10 bis 15 Prozent herausverdienen können. Das wussten sie allerdings vorher nicht. Sie sind ein Risiko eingegangen – und es ist in diesem Fall gut gegangen.

Und wenn es schief geht?


Pörschmann: Bei vielen offenen Immobilienfonds haben Anteilskäufer, die mit 15 Prozent Abschlag gekauft haben, kein gutes Geschäft gemacht. Der Preis der Fondsanteile kann auch mal um 30 Prozent fallen.

Können Sie einschätzen, in welchen Segmenten so etwas noch einmal passieren könnte?

Pörschmann: Prädestiniert sind High-Yield-Anleihen oder auch Aktienfonds mit sehr spezifischem Anlagehintergrund, zum Beispiel Micro Caps. In schlechten Marktphasen können solche Segmente illiquide werden. Das ist dann auch keine Frage des Preises mehr: Es gibt einfach keine Käufer.
Wir haben im Bereich High Yield sehr große ETF-Portfolien, die international zusammengerechnet hunderte Milliarden Euro verwalten. Wenn diese ETFs mal gezwungen werden, Anleihen zu verkaufen, weil viele Anleger gleichzeitig Anteile loswerden wollen, dann können bestimmte Marktsegmente innerhalb kurzer Zeit illiquide werden. Auch nachrangige Bankanleihen könnten über Nacht mal um 30 Prozent fallen, wenn plötzlich ein Gerücht auftaucht, dass auch eine deutsche Bank pleitegehen kann. Das führt dann zu solchen Marktverwerfungen, wie wir sie im Frühjahr 2015 hatten. Es kann allerdings auch zu einer länger andauernden Situation werden.

Wie stellen Sie sich eine solche Situation vor?


Pörschmann: Wenn sich das sehr niedrige Zinsniveau drehen sollte, weil wir beispielsweise eine Staatsinsolvenz bei einem Schwellenland haben, könnte das Segment der Emerging-Markets-Bonds insgesamt in Mitleidenschaft gezogen werden. Dann würde man die Risikoprämie auf alle Emerging Markets anders bemessen. Solche Rentenmärkte könnten durch die Einflussnahme der ETFs, die mit vielen Rückgaben zu kämpfen haben, illiquide werden.

Wie hoch könnten dann die Verluste für die Anleger sein?

Pörschmann: Wir haben gerade Anfang des Jahres so etwas bei Anleihen von Rohstoffunternehmen gesehen. Diese Anleihen haben sich binnen kürzester Zeit halbiert. Einfach weil man Sorge hatte, ob sie überhaupt zurückgezahlt werden. Wenn nach einer möglichen Zinserhöhung die Sorge um sich greift, dass bestimmte rohstoffabhängige Länder ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen können, dann können die Kurse solcher Anleihen schnell auch mal um 30 Prozent einbrechen.

Hat auch schon ein Rohstoff-Fonds die Rücknahme von Anteilen ausgesetzt?

Pörschmann: Nein, bei Rohstofffonds, die sich auf Aktien konzentrieren, sind die Aktien zwar erheblich gefallen  – es gibt Goldminen, die um 90 Prozent eingebrochen sind –, aber sie haben noch Käufer gefunden. Solange die sich finden, können Fonds ihr Portfolio ja noch veräußern und müssen nicht schließen. „In diesem Fall können viele Fonds auf einmal illiquide werden“ >>
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