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Droht die nächste Asien-Krise?

Michael Lai
Michael Lai
DAS INVESTMENT.com: Seitdem US-Notenbank-Chef Ben Bernanke das Ende der lockeren Geldpolitik angedeutet hat, ziehen Investoren massiv Gelder aus den Schwellenländern ab. Ist das der Anfang vom Ende?

Michael Lai: Nein, auf keinen Fall. Die Gelder fließen auch schon wieder zurück. Und wenn die Zinsen steigen, werden Investoren noch stärker in Aktien umschichten. In der neuen Realität sind Anleihen nicht mehr risikolos und könnten sogar komplett renditelos werden. Nach der massiven Underperformance von Schwellenländer-Aktien in den vergangenen Monaten dürften sie dann erneut zur rechten Zeit am rechten Ort sein.

DAS INVESTMENT.com: Asiens Wachstumsmotor China scheint aber zu stottern. Die Angst vor einer Kreditblase und die Probleme im Interbankenmarkt bremsen.

Michael Lai: Um Chinas Zukunft machen wir uns keine Sorgen. Das Land ist weit entfernt von einer Wirtschaftskrise. Die Regierung treibt derzeit die Reformen voran und nimmt dafür ein leicht verlangsamtes Wirtschaftswachstum in Kauf. Sollte sich das Wachstum jedoch deutlich verlangsamen, kann die Regierung die Reformen immer noch eine Weile aussetzen. Der Einkaufsmanager-Index von HSBC ist im August trotz allem auf 50,1 Zähler geklettert. Der höchste Wert seit vier Monaten.

DAS INVESTMENT.com: Sehen Sie eine Kreditblase?

Michael Lai: Nein, überhaupt nicht. Weil die traditionellen Banken sehr restriktiv in der Kreditvergabe sind, müssen sich die kleineren Firmen hauptsächlich über das Schattenbankensystem  finanzieren. Eine Blase aufgrund des starken Wachstums dieses Schattenbankensystems sehe ich aber nicht. Wir sehen auch keine Gefahr, dass der Interbankenmarkt austrocknet und sich die Banken nicht mehr refinanzieren können. Die im Juni stark gestiegenen Zinsen für kurzfristige Finanzierungen sind längst wieder zurückgekommen. Dennoch stehen vor allem im Finanzsektor Reformen an. Sie werden für mehr Wettbewerbsfähigkeit unter den Banken sorgen und auch für bessere Finanzierungsmöglichkeiten für kleinere Firmen.

DAS INVESTMENT.com: Auch für einen Dämpfer des Wirtschaftswachstums?

Michael Lai: Die Reformen sind kurzfristig nicht unbedingt gut für die Märkte. Aber sie sind ein notwendiges Übel, um das langfristige Wachstum zu sichern. Und die Regierung wird darauf achten, dass die Auswirkungen nicht zu heftig ausfallen. Wir rechnen mit einem Wirtschaftswachstum von 7 bis 8 Prozent in diesem Jahr und auch für 2014. Aber selbst wenn es eine harte Landung gäbe, mit einem Wachstum von 6 Prozent wäre das im globalen Vergleich immer noch spitze. Während einige Investoren unangemessen hohe Erwartungen haben, was das chinesische Wirtschaftswachstum betrifft, sind sie hinsichtlich der Bewertungen an den Börsen zu pessimistisch.

DAS INVESTMENT.com: Die Kurse und damit die Bewertungen sind jüngst wieder gestiegen.

Michael Lai: Das stimmt, aber der Aktienindex MSCI China etwa wird derzeit nur mit dem Neunfachen der künftigen Gewinne gehandelt. Damit liegen die Bewertungen immer noch am unteren Ende des Korridors der vergangenen fünf Jahre.





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