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Edhec: „Es gibt keinen risikolosen Asset“

Felix Goltz vom Edhec-Risk-Institut
Felix Goltz vom Edhec-Risk-Institut
DAS INVESTMENT: Staatsanleihen westlicher Industrienationen galten bisher als risikolos. Nun wird der Ausfall nicht mehr ausgeschlossen. Gibt es noch eine risikolose Asset-Klasse?

Felix Goltz: Nein, das risikolose Asset ist ein theoretisches Konstrukt. Das ist nichts Neues. Wir wissen schon seit Langem, dass Staaten zahlungsunfähig werden können. Denken Sie nur an Deutschland nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, an Russland Ende der 90er Jahre oder an Argentinien 2002.

In der Praxis muss man versuchen, sich dem Perfekten soweit wie möglich anzunähern. Es gibt durchaus Möglichkeiten, beinahe risikolose Anlageformen zu schaffen.

DAS INVESTMENT: Bisher galten deutsche Staatsanleihen dennoch als sicherer Hafen. Müssen Risikomanager jetzt umdenken?

Goltz: Man muss nicht gleich alle Grundsätze über den Haufen werfen. Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten, Risiko zu kontrollieren. Erstens die Streuung des Vermögens über verschiedene Asset-Klassen, die sich nicht gleich verhalten.

Zweitens über Hedging. Statt zu 100 Prozent in Aktien zu investieren, sichere ich beispielsweise 50 Prozent meiner Aktienposition durch entsprechenden Einsatz von Index-Futures ab. Dies reduziert zwar Kursstürze, aber auch das Aufwärtspotenzial.

Drittens gibt es Wertsicherungsstrategien. Hier setzt man dynamische Investmentstrategien oder Derivate ein, um die Bewegung nach unten abzugrenzen, aber gleichzeitig dabei zu sein, wenn die Kurse steigen.

DAS INVESTMENT: Immer mehr Asset-Klassen bewegen sich in die gleiche Richtung. Wie schützt breite Streuung dann noch vor Verlusten?

Goltz: In Extremphasen und auf kurze Sicht schützt die Streuung über mehrere Asset-Klassen oftmals nicht. Auf lange Sicht ist sie nach wie vor sinnvoll. Über fünf bis zehn Jahre kann man damit durchaus gleichmäßigere Erträge erwirtschaften.

Wer zusätzlich kurzfristige Verluste in Extremphasen vermeiden will, muss dynamische Wertsicherungsstrategien anwenden, die genau zu diesem Zweck geschaffen wurden. So eine Absicherung nach unten ist aber natürlich mit Kosten verbunden, so wie jede andere Art von Versicherung auch.

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