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„Ein Hauskauf in den USA wäre eine gute Anlageentscheidung“

John Chatfeild-Roberts
John Chatfeild-Roberts
Die Krise in Europa hält noch immer an. Der Plan von „Merkozy“ für eine strengere Haushaltsdisziplin mag die Nerven der Finanzmärkte zwar kurzfristig beruhigt haben, allerdings bestehen erhebliche Zweifel, ob schwächere Länder, die bereits jetzt unter der enormen Schuldenlast leiden, die neuen Regeln überhaupt bewältigen können. Hinzu kommt, dass sich bisher niemand – auch nicht Deutschland! – an die ursprünglichen Regeln des Stabilitätspakts gehalten hat. Warum also sollte ein neues Regelwerk besser abschneiden?

Das Unvermögen europäischer Politiker, die Situation als Insolvenz- statt als Liquiditätskrise zu behandeln, wird dazu führen, dass Europa einen extrem negativen Einfluss auf das Weltwachstum haben wird. Die EZB hat zu verstehen gegeben, dass Europa im nächsten Jahr in eine Rezession rutscht – wenn es nicht bereits mittendrin ist. Und sollte dies der Fall sein, bleibt auch Großbritannien nicht verschont.

Anleger mussten 2011 die Chancen und Risiken abwägen wie niemals zuvor – und Orientierung suchen zwischen pessimistischen makroökonomischen Prognosen einerseits und einigen attraktiven Vermögensbewertungen andererseits. Täglich schwangen die Märkte wie ein Pendel hin und her, während die Anleger bemüht waren, die Auswirkungen dieser gegensätzlichen Tendenzen irgendwie zu bewerten. Es ist schwer voraussagbar, wohin die Reise geht. Klar ist aber, dass ein weiterer finanzieller Aderlass erforderlich ist, damit sich die Weltwirtschaft erholen kann.

Selbst vermeintlich „sichere Anlagen“ sind nicht das, was sie zu sein scheinen

Die Staatsschuldenkrise stellt Anleger vor ein Dilemma: Wie sind Anlagerisiken zu definieren? Nach vorherrschender Meinung sind liquide Mittel und Staatsanleihen am unteren Ende des Anlage-Risikospektrums anzusiedeln, Aktien hingegen am oberen Ende. Die gegenwärtige Krise hat dieses Prinzip jedoch auf den Kopf gestellt.

In einem Umfeld, in dem Staatsschulden und das Bankensystem derartig unter Druck stehen, bieten liquide Mittel und Staatsanleihen den Anlegern möglicherweise nicht mehr die Sicherheit, die sie bislang erwarten konnten. Sogar vermeintlich „sichere Anlagen“ sind nicht das, was sie zu sein scheinen – es gibt einfach keine risikofreie Anlage und Volatilität sollte nicht mit Risiko verwechselt werden.

Würden wir Staatsschulden auf dieselbe Weise wie Aktien analysieren, könnten wir zu dem Schluss kommen, dass beispielsweise eine Rendite von weniger als 2 Prozent auf 10-jährige britische Staatsanleihen eine magere Rendite ist für eine überrepräsentierte, übermäßig verschuldete Anlage, deren Kurs den höchsten Stand der letzen hundert Jahre erreicht hat und die keinerlei langfristige Wachstumsaussichten, Dividendenwachstum oder Inflationsschutz bietet. US-Staatsanleihen sind auf den ersten Blick die bessere Wahl. Das Land scheint sich trotz seiner hohen Schuldenlast allmählich zu erholen und US-Staatsanleihen lassen sich schon deshalb nicht mit britischen vergleichen, weil der Dollar doch nach wie vor eine Leitwährung ist. Trotzdem ist in meinen Augen eine Rendite unter 2 Prozent auf 10-jährige US-Staatsanleihen keine günstige Anlage.
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