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Eine Frage der Zeit

Uwe Zimmer
Uwe Zimmer
Wenn sich Berater und Kunden streiten, geht es in der Regel um Geld. Der Kunde meint, er habe nicht genug verdient oder sogar verloren. Der Berater sagt, wenn man nur lang genug warte, werde das schon alles. Auflösen lässt sich das nur, wenn für Anlagen auch klare Zeitbezüge vereinbart werden.

Einfach ist das etwa bei Versicherungen oder Anleihen. Sie haben Laufzeiten, das gibt beiden Seiten eine gewisse Planungssicherheit. Bei allem anderen ist es schwer. Wie lange etwa hat eine Aktie nach dem Kauf Zeit, ihre Güte in Performance umzumünzen? Aktive Anleger schauen regelmäßig ins Depot und nehmen die Schwankungen sofort wahr. Kauft also ein Value-Investor in eine Schwächephase hinein, kann es durchaus noch eine ganze Weile abwärts gehen. Wie oft wurde etwa Warren Buffet gescholten, wie oft gab es hämische Kommentare über seine Investments? Diese bezogen sich in der Regel auf die jüngsten Einstiege. Buffet aber lässt sich Zeit – und hat oft Recht.

Wer also wahre Werte aufdecken will, muss Zeit mitbringen. Jetzt gibt es aber auch Investoren, die arbeiten sehr kurzfristig. Zwischen Kauf und Verkauf liegen bei ihnen oft nur Tage, manchmal weniger. Trader gehen in noch kürzere Abstände und rechnen dann in Stunden oder Minuten, eine extreme Minderheit in Sekunden oder Bruchteilen davon. Hier muss der Erfolg schnell und oft gelingen, damit unter dem Strich ein vernünftiges Ergebnis steht.

Für beide Varianten gibt es auch Sachwalter, die der einzelne Investor beauftragen kann. Für die langfristige Anlage etwa einen Fondsmanager, einen Vermögensverwalter oder auch ein Family Office. Die kurze Frist, den schnellen Trade, decken in der Regel Fonds ab. Für die schnellen Trades sind Fonds sehr geeignet, weil sie aus einzelnen schnellen Aktionen optimaler Weise einen langen ruhigen Fluss machen. Trotzdem bleibt jeder einzelne Handel natürlich risikobehaftet, da hilft die große Zahl beim Glätten. Trotzdem müsste eigentlich hier jeden Tag ein kleines Plus stehen, das sich über die Zeit zu einem größeren Plus addiert. Die Erwartung der Anleger wäre also: kurzfristig im Plus, langfristig gute Ergebnisse.

Bei langfristig anlegenden Fonds sieht die Sache anders aus. Hier müssen Anleger damit rechnen, dass die Wahl der einzelnen Werte im Fonds zwar gut ist, das aber erst nach einer Weile zum Tragen kommt. Die Erwartung der Anleger müsste also sein: kurzfristig kann es runter gehen, langfristig aber deutlicher nach oben.

Ob das dann auch wirklich so geschieht? Manchmal ja, öfters auch mal nicht. Wenige aktive Manager schlagen einen als vergleich herangezogenen Index. Manche, weil sie bei der Wahl der Einzelinvestments versagen, andere weil für sie ein Index keine Leitlinie ist und sie lieber mit geringerem Risiko anlegen als es der Index bietet.

Mit anderen Worten: Anleger und ihre Berater sollten sehr intensiv über die gegenseitigen Erwartungen reden, bevor ein Investment getätigt wird, vor allem was die Frage der Zeit angeht.

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