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Einsteigen oder lieber nicht Überbewerteter Aktienmarkt – was sollen Anleger tun?

In den Medien ist derzeit beinahe täglich von der "Überbewertung der Aktienmärkte" zu lesen und davon, dass "jetzt nicht die richtige Zeit" sei, in den Markt einzusteigen. Im April 2018 warnte der Fondsmanager und "Börsenexperte" Dirk Müller, auch als "Mr. Dax" bekannt, in einem Interview: "Die Situation an den Märkten ist brandgefährlich; so gefährlich wie noch nie zu unseren Lebzeiten". Müller rechnet mit einem "systematischen Crash, von dem sich die Börsen jahrzehntelang nicht erholen".

Zu den Lebzeiten von Dirk Müller gab es vier große Aktienmarkteinbrüche: Den ersten in den 70er-Jahren, ausgelöst von der Ölkrise 1973; den vierten in Gestalt der Großen Finanzkrise ab Ende 2007. Bei einem dieser Einbrüche, der Dot-Com-Krise, verlor der Dax in den 39 Monaten bis März 2003 fast 70 Prozent. Glaubt man "Mr. Dax", werden die Dinge, die sich aus der aktuellen Marktsituation entwickeln, vermutlich noch schlimmer als damals, das heißt uns steht ein noch tieferer als der 70-Prozent-Absturz eines breiten Aktienindex und/oder mehr als ein Jahrzehnt an Null-Renditen bevor. Auweh!

Ignorieren wir für einen Moment diese einzelne unter den Dutzenden von Crash-Prognosen, die an jedem beliebigen Zeitpunkt in den vergangenen 25 Jahren, einschließlich jedem Jahr seit 2014, die Runde machten und konzentrieren uns darauf, was die Fakten sagen. Fakten, die nicht selektiv ausgewählt wurden, um die individuelle Anlagestrategie eines Fondsmanagers zu rationalisieren.

  • Fangen wir mit dem Dax an: Obwohl der Dax mit einem Indexstand von 12.605 am 31.05.2018 nicht weit von seinem historischen Höchststand (13.596 am 23.01.2018) notierte, waren deutsche Aktien zu diesem Zeitpunkt nicht überbewertet, wie wir gleich sehen werden. Indexstände wie der Dax sind aus Bewertungssicht per se irrelevant. Allein die Inflation sorgt ja schon dafür, dass Wertpapierindizes langfristig immer neue historische Höchstwerte erreichen. Das könnte selbst dann der Fall sein, wenn der betreffende Markt Jahre oder Jahrzehnte unterbewertet wäre. Ein Aktienindex ist keine Bewertungskennzahl, auch wenn das anscheinend viele "Experten" in den Medien und der Finanzindustrie noch nicht gemerkt haben.
  • Die am häufigsten betrachtete und eine unumstrittene Bewertungskennzahl für einen Aktienmarkt ist das Markt-KGV (Kursgewinnverhältnis). Das KGV des dem Dax ähnlichen MSCI-Germany-Standard-Aktienindex lag per Ende Mai 2018 mit 15,7 nahe bei seinem historischen Mittelwert.
  • Der Weltaktienmarkt gemessen am MSCI ACWI IMI Index wies Ende Mai 2018 ein KGV von 19,3 und ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,2 auf. Im Durchschnitt dieser beiden bekanntesten Bewertungskennzahlen ergab sich daraus eine Überbewertung von 22 Prozent relativ zum historischen Mittelwert (siehe Tabelle). Manche würden 22 Prozent als "moderat" umschreiben, andere vielleicht als "beträchtlich", aber wohl niemand als "dramatisch".

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Vergleich aktueller Aktienmarktbewertungen für unterschiedliche Regionen mit dem historisch durchschnittlichen Bewertungsniveau

Der MSCI ACWI IMI Index (All Country World Index IMI) deckt alle Industrie- und Schwellenländer ab (ca. 98% der Marktkapitalisierung des Weltaktienmarktes). // Der historische Mittelwert wurde aus den letzten zehn Jahren ermittelt. Quelle: Gerd Kommer Invest

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