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Einsteigen oder lieber nicht Überbewerteter Aktienmarkt – was sollen Anleger tun?

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Fazit

Insgesamt können wir resümieren: Wer an der Seitenlinie des Aktienmarktes steht, wie die meisten Deutschen das tun, den wird diese Passivität auf lange Sicht teuer zu stehen kommen und zwar durch entgangenen Vermögenszuwachs in möglicherweise saftigen Größenordnungen. Effektive Altersvorsorge von der Seitenlinie aus ist unmöglich.

Wem die Aktienmärkte (oder die Asset-Klasse Immobilien oder irgendeine andere Asset-Klasse) zu risikoreich erscheinen, der muss seine Asset-Allokation konservativer ausrichten statt über kurz- und mittelfristige Marktbewegungen zu spekulieren.

Aus unserer Sicht am klügsten ist es, die Geldmittel, die einem im Laufe eines Lebens zufließen, immer sofort gemäß der haushaltsspezifischen Asset-Allokation zu investieren, wenn die Mittel auf dem eigenen Girokonto eingehen; ganz und gar unabhängig von den angeblichen oder tatsächlichen Marktbedingungen in diesem Moment und dem Mediengetöse drum herum. Das gilt für kleine Beträge, die man jeden Monat vom Gehalt abzwacken kann, mittlere Beträge wie einen Gehaltsbonus oder hohe Beträge wie eine große Erbschaft oder einen Lotteriegewinn. Risikomanagement sollte man nicht über langfristig in den meisten Fällen renditeschädliches Market Timing machen, sondern über eine den eigenen Verhältnissen angemessene Asset-Allokation. Dazu gehört bei Aktien eine systematische globale Diversifikation, die einen beträchtlichen Teil des Wertschwankungsrisikos von Einzelwerten in diesen Asset-Klassen eliminiert.

Die folgende, an der Anlegerpsychologie orientierte, "Einstiegsstrategie" mag demjenigen weiterhelfen, der einen größeren Einmalbetrag erstmalig in den Aktienmarkt investieren möchte: Die Aufstellung eines "Investmentphasenplans mit Selbstverpflichtung". Dieser Phasenplan könnte beispielsweise wie folgt, aussehen:

  1. Man investiert ein Viertel heute und in jedem der drei folgenden Quartale ein weiteres Viertel (Gesamtdauer 9 Monate).
  2. Man investiert ein Sechstel des Anlagebetrages sofort und dann alle sechs Monate ein weiteres Sechstel (Gesamtdauer 30 Monate).

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In jedem Fall muss man den ursprünglich geplanten Plan konsequent und rein mechanisch umsetzen, egal in welche Richtung sich die Märkte kurzfristig bewegen. Mit einem solchen Plan kann ein Anleger gefühlsmäßig eigentlich nur gewinnen: Steigt der Markt nach dem Anfangsinvestment, freut sich der Anleger über den Wertzuwachs seines Portfolios und über seine Klugheit, das Investment nicht aufgeschoben zu haben. Fällt der Markt, hat er nun die Gelegenheit, zu günstigeren Preisen zu kaufen und wird sich in der Entscheidung bestätigt fühlen, nicht alles auf einmal investiert zu haben.

Zu berücksichtigen ist allerdings, dass dieser rein psychologisch risikosenkend motivierte Einstiegsfahrplan im Rückblick immer nur die zweitbeste Lösung darstellt. Sind die Kurse in der "gestreckten" Investitionsphase per saldo gestiegen, dann wäre es besser gewesen, alles sofort zu investieren; sind sie gefallen, wäre es besser gewesen, alles erst am Ende zu investieren. Mit diesem Ansatz liegt der Investor im Nachhinein somit nie ganz falsch, aber auch nie ganz richtig.

Alles in allem sollten wir das nie endende Trommelfeuer der Medien über den bevorstehenden Untergang der Welt, des Abendlandes oder des Aktienmarktes ganz einfach ignorieren und stoisch, stur und langfristig über Jahrzehnte hinweg einen auf die persönlichen Verhältnisse abgestimmten, festen Teil unseres Vermögens in die Weltwirtschaft investieren. Das geht am besten mit einem global diversifizierten Indexfonds.

Literatur

Boudoukh, Jacob / Ronen Israel / Matthew P. Richardson (2018): "Long Horizon Predictabiltiy: A cautionary Tale"; Internet-Fundstelle: https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3142575; Zugriff am 28.5.2018

Die Autoren
Gerd Kommer ist Geschäftsführer der Gerd Kommer Invest GmbH, München. Jonas Schweizer ist dort als Finanzberater tätig. Das Unternehmen berät vermögende Privatkunden, Family Offices und Stiftungen. Kommer war 24 Jahre lang bei europäischen Großbanken und Asset Managern tätig, zuletzt in leitender Position. Er hat mehrere Bücher zu Investmentthemen veröffentlicht.

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