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Eldorado für Stockpicker Was Pakistan Anlegern zu bieten hat

Charles Sunnucks ist assistierender Fondsmanager im Schwellenland-Team von Jupiter Asset Management.
Charles Sunnucks ist assistierender Fondsmanager im Schwellenland-Team von Jupiter Asset Management. | Foto: Jupiter AM

Pakistan wird aufgrund seiner Leistungsbilanz und seines Haushaltsdefizits von vielen Marktbeobachtern als sehr fragil eingestuft. Das Land hat seit 1988 zwölf Mal IWF-Unterstützung erhalten, und viele Unternehmen glauben, dass ein weiteres IWF-Paket unvermeidlich ist. Allerdings werden erhebliche Maßnahmen ergriffen, um strukturelle Ungleichgewichte zu beseitigen.

Das Haushaltsdefizit wird per Zuckerbrot und Peitsche angegangen. Das Ziel ist, die Steuerbasis zu verbreitern. Die Einnahmen machen nur 12,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, was einerseits eine Verbesserung um 9,3 Prozent zum Jahr 2011 bedeutet, aber andererseits immer noch weniger als die Hälfte im Vergleich zu vielen anderen Schwellenländern darstellt.

Steuerreformen und neue Energie-Ressourcen

Dieses Phänomen ist weitgehend eine Folge einer riesigen informellen Wirtschaft, die in etwa so groß ist wie die formelle. Mit der Senkung der Kapitalertragsteuer 2017 wurden bereits Maßnahmen verabschiedet, und für 2018 wird eine Steueramnestie auf nicht eingetragene Vermögenswerte und eine Senkung der Unternehmenssteuersätze erwartet. Dies ist für Unternehmen von Bedeutung, da die Steuerreform nicht nur finanzielle Vorteile durch mehr Rentabilität bedeutet, sondern auch einen operativen Vorteil für diejenigen bereithält, die sich bereits an die Vorschriften halten.

Bezogen auf das strukturelle Leistungsbilanzdefizit ist dies vor allem auf eine starke Abhängigkeit von ausländischen Energieimporten, nämlich Öl, zurückzuführen. Die politischen Entscheidungsträger haben jedoch bereits erhebliche Investitionen in ein sehr ehrgeiziges Energiereformprogramm getätigt, das darauf abzielt, die Stromerzeugung von hochpreisigem Öl auf Kohle, Wasserkraft und Solarenergie umzustellen und so die Abhängigkeit von Importen zu verringern.

Darüber hinaus dürften die Investitionen in die heimische Produktion zunehmen, da Energieausfälle ein geringeres operationelles Risiko darstellen. In den letzten zehn Jahren gab es in Pakistan nur drei ausländische Automobilhersteller. Doch im vergangenen Jahr wollten drei weitere Unternehmen den Betrieb aufnehmen, unter anderem aufgrund verbesserter Kapazitäten bei der Energieerzeugung. Für die pakistanischen Unternehmen ergeben sich dadurch viele Chancen. Allerdings haben hohe Investitionen in Geräte, in Form von Importen ausländischer Maschinen, kurzfristig Druck auf die Leistungsbilanzen ausgeübt.

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Das Wachstum finanzieller Inklusion

Das Bankwesen in Pakistan ist einzigartig. Pakistanische Banken setzen im Gegensatz zu den meisten Banken weltweit auf staatliche Kreditvergabe. Möglich ist das aufgrund der großen Spanne zwischen privaten Sparquoten und der Staatsverschuldung. Sie ermöglicht es den Banken, Rentabilität und Stabilität in Einklang zu bringen. Insgesamt gesehen sind die Verbraucher- und Unternehmensschulden sehr gering.

Dies ändert sich jedoch, und Kredite aufzunehmen wird immer üblicher. Eine positive Entwicklung, die die Aussichten auf mehr Kreditwachstum für viele Jahrzehnte stützen dürfte. Noch auffälliger ist die Chance bei den Privatkundeneinlagen. Derzeit haben nur etwa 13 Prozent der Pakistaner ein Bankkonto, und nur 14 Prozent der Gesamtkonten werden von Frauen geführt. Da die informelle Wirtschaft zurückgeht und die Sparer mehr über die Vermögensverwaltung aufgeklärt werden, sollte dies ein Bereich mit erheblichem Wachstum sein.

Die Erfahrung von Märkten wie Indonesien hat gezeigt, dass Banken, die ein robustes Kredit- und Einlagenwachstum mit einer über den Eigenkapitalkosten liegenden Rentabilität verbinden können, in der Anfangsphase der Entwicklung des Bankensektors um ein Vielfaches zulegen können. Trotzdem werden führende Banken in Pakistan mit Bewertungen gehandelt, die unter der Hälfte ihrer Pendants aus anderen Regionen liegen.

Mit der Entwicklung der Banken werden sich weitere Möglichkeiten im Bereich der Finanzdienstleistungen ergeben. So bleiben die Versicherungsprämien in Pakistan unter 1 Prozent des BIP, was einem Fünftel des Niveaus in China, Thailand und Malaysia entspricht.

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