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Eldorado für Stockpicker Was Pakistan Anlegern zu bieten hat

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Neue Verbraucherpräferenzen

In den letzten fünfzig Jahren haben politische Instabilität und Sicherheitsbedenken Pakistans die wirtschaftliche Entwicklung gebremst. Die letzten zehn Jahre waren jedoch die längste Zeit seit der Staatsgründung mit einer Zivilregierung im Amt, und die letzten Wahlen verzeichneten den ersten friedlichen Machtwechsel. All dies trug zur Verbesserung der Sicherheitslage bei. Ein großer Teil der Grenze zu Afghanistan ist jetzt eingezäunt, die finanzielle Unterstützung für religiösen Extremismus wurde reduziert und die Gesetzlosigkeit in den Städten weitgehend aufgehoben.

Infolgedessen hat das Vertrauen der Verbraucher zugenommen und neue Möglichkeiten für die Unternehmen in Pakistan geschaffen. Zum Beispiel hat das Land über 200 Millionen Einwohner, aber nur vier Einkaufszentren. Da sich der Einzelhandel von Märkten zu modernen Handelsformaten verlagert, können Unternehmen leichter Marken mit entsprechender Preismacht etablieren. Auch der Konsum verändert sich. Nehmen wir den wachsenden Milchmarkt Pakistans: Nur 10 Prozent der Milch wird pasteurisiert, eine Zahl, die fast 100 Prozent erreichen sollte.

Das wachsende Verbrauchervertrauen wird auch den Wohnungsmarkt stützen. Derzeit beträgt die Wohnbaufinanzierung in Pakistan nur 0,5 Prozent des BIP, im Vergleich zu etwa 10 Prozent des Nachbarlands Indien. Auch die Aussichten für den Wohnungsbau dürften von kleineren Haushaltsgrößen profitieren. Derzeit hat ein durchschnittlicher Haushalt drei Zimmer und sechs Bewohner. Der Trend zu mehr individueller Unabhängigkeit ab einem jüngeren Alter dürfte Druck auf das aktuelle Wohnungsniveau ausüben.

Chinesische Soft Power in Pakistan

Pakistan hat eine reiche Geschichte und ist eine komplexe Mischung aus westlichem Einfluss, islamischem Glauben und wachsenden asiatischen Verbindungen. Die bemerkenswerteste Änderung in dieser Hinsicht ist die sich schnell entwickelnde Beziehung zu China. Über das so genannte "China Pakistan Economic Corridor"-Programm, das Teil der chinesischen "One-Belt-one-Road"-Initiative ist, investiert China erhebliche Summen in pakistanische Infrastrukturprojekte.

Bis heute stammen über 67 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in Pakistan aus China. Der Handel mit China ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass die pakistanische Zentralbank die Verwendung des chinesischen Renminbi als Reservewährung anstelle des US-Dollar in Erwägung zieht. Noch vor wenigen Jahren wäre das völlig undenkbar gewesen.

Die Folge dieser Verschiebung ist, dass die wirtschaftlichen Interessen in Pakistan weitaus stärker aufeinander abgestimmt sind und die Infrastruktur in historischem Maßstab aufgebaut wird. Für Unternehmen verbessern Infrastrukturprojekte die Fähigkeit, landesweit Geschäfte zu tätigen, indem sie neue Inlandsmärkte erschließen und Lieferketten verbessern können. Im Laufe der Zeit wird es wahrscheinlich dazu kommen, dass sich die regionalen Champions zu nationalen Champions zusammenschließen.  

Cocktail aus Chancen und Risiken

Der Aktienmarkt war im Jahr 2017 im Wesentlichen durch erhebliche Abflüsse ausländischer Investitionen und den Anstieg des MSCI-Index vom Frontier- zum Emerging-Market-Status geprägt. 2018 war bisher auffällig aufgrund der beiden Währungsabwertungen durch die Zentralbank - eine zehnprozentige Abwertung gegenüber dem Dollar, die weitgehend als überfällig galt.

Im Ausblick auf das laufende Jahr werden eine mögliche endgültige Entscheidung über eine Steueramnestie in den kommenden Monaten und nationale Wahlen im August die Aufmerksamkeit der Investoren weltweit auf sich ziehen. Auch wenn es kurzfristig Unsicherheiten geben mag, sind die längerfristigen Trends deutlich zu erkennen. Der Aktienmarkt bleibt unter 40 Prozent des BIP, etwa ein Drittel der Größe der meisten anderen asiatischen Märkte. Da die informelle Wirtschaft zurückgeht, wird sich diese Differenz wahrscheinlich weiter verringern.

Für Aktienanleger dürfte Pakistan ein Cocktail aus Chancen und Risiken bleiben. Ein positiver Strukturwandel könnte nicht allen Unternehmen zugutekommen, wenngleich die Entwicklung nicht reibungslos verlaufe wird. In einem Markt, der von den meisten Investoren völlig übersehen wird, wird diese sich schnell verändernde Landschaft jedoch noch für einige Zeit attraktive Bottom-up-Möglichkeiten bieten.

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