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Emerging-Markets-Fonds von Berenberg Herr Reichle, wie geht es mit Schwellenländer-Anleihen weiter?

Robert Reichle, Portfoliomanager im Team Fixed Income Selection bei Berenberg (Foto: Johannes Arlt)
Robert Reichle, Portfoliomanager im Team Fixed Income Selection bei Berenberg (Foto: Johannes Arlt)
DAS INVESTMENT.com: 2013 flüchteten viele Investoren aus Schwellenländeranleihen. Mittlerweile steigen die Kurse wieder. Wie geht‘s weiter?

Robert Reichle:
Als die Zinsen Mitte 2013 in den USA aufgrund der Zentralbankrhetorik stark gestiegen sind, haben viele Investoren Angst bekommen, die Kurse fielen. Jetzt kehrt das Vertrauen zurück. Für die nächste Zeit bin ich verhalten zuversichtlich. Wir hatten zwar in diesem Jahr eine Rally, es gibt aber noch Einengungspotenzial bei den Risikoaufschlägen. Man muss zwischen den Ländern differenzieren. Einige, die stark auf Veränderungen bei US-Staatsanleihen reagieren, sind fast schon wieder zu gut gelaufen.

Welche sind das?


Zum Beispiel Brasilien oder Peru. Investoren nutzen Staatsanleihen aus diesen Ländern gern als eine Art Ersatz für US-Treasuries. Sie bieten einen etwas höheren Kupon ohne allzu viel zusätzliches Ausfallrisiko. Im Berenberg Emerging Markets Bond Selection fokussiere ich mich eher auf Länder mit höheren Risikoaufschlägen, und Einengungspotenzial, etwa Indonesien, Türkei oder Ungarn.

Sie setzen auf Hartwährungsanleihen. Wo ist der Vorteil?


Der Hartwährungsmarkt, hat eine sehr gute Liquidität und die Volatilität ist deutlich geringer als bei Lokalwährungsanleihen. Denken Sie nur an die kleine Währungskrise Anfang des Jahres, als die Türkische Lira und der Südafrikanische Rand in kurzer Zeit starke Verluste erlitten.

Im Fonds nutzen Sie ein quantitatives Modell. Wie funktioniert das?


Basis ist der Index JP Morgan EMBI+, der die 18 liquidesten Märkte abbildet. Alle zwei Monate untersucht das Modell die fundamentalen Daten dieses Universums und wählt zehn Länder aus. Dann erfolgt deren Gewichtung über eine technische Allokation. Hierfür schauen wir uns die Risiken der Länder an und schätzen sie für die Zukunft ab. Über langfristige Sharpe Ratios bilden wir erwartete Renditen. Mit diesen Erkenntnissen bauen wir dann ein effizientes Portfolio und bestücken es mit Staatsanleihen und Quasi-Staatsanleihen, also mit Schuldtiteln von Unternehmen, die mindestens zu 50 Prozent in Staatshand sind. Wir fahren kein aktives Durationsmanagement, das Alpha kommt aus der Länder-Allokation.

In zwei Monaten kann viel passieren. Können Sie auch schneller eingreifen?


Wichtiger Teil des Investmentprozesses ist unser Risikomanagement. Es beobachtet die täglichen Schwankungen auf Länderebene. Steigt die Volatilität eines einzelnen Landes nachhaltig und signifikant über die Volatilität des Gesamtportfolios, werden die Anleihen des betroffenen Landes deselektiert.

Hat das Modell Mitte 2013 reagiert?


Nein, das konnte es auch nicht. Alle Länder waren durch den Auftrieb der US-Staatanleihe-Rendite getrieben. Es hat sich die Gesamtvolatilität des Portfolios erhöht, aber kein Land ist spezifisch hervorgestochen. Der Fonds hat eine Longonly-Strategie. Wir hedgen die Marktentwicklung nicht.
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