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Emerging Markets Mark Mobius stellt sein Team vor: Allan Lam

Allan Lam, Senior Executive Vice President bei Franklin Templeton
Allan Lam, Senior Executive Vice President bei Franklin Templeton
Mark Mobius: Sie haben Ihr Studium an der Rutgers University in New Jersey absolviert. Was hat Sie dorthin geführt, und welche Erfahrungen haben Sie nach Asien mitgenommen?

Allan Lam: Geboren und aufgewachsen bin ich in Hongkong, an einem Ort, wo sich Osten und Westen treffen. Das ist ein großer Vorteil. Hongkong ist heute nicht nur einer der wichtigsten Geschäfts- und Finanzmärkte der Welt, sondern auch ein wichtiger Produktionsstandort und Containerhafen. Nach Abschluss der Sekundarschule wollte ich mehr Auslandserfahrung sammeln. Ich habe mich um einen Studienplatz an der Rutgers University in New Jersey beworben und wurde angenommen. Diese Universität, die auf das 1766 gegründete Queen’s College zurückgeht, ist eine der ältesten und besten in den USA, insbesondere für Rechnungswesen und Betriebswirtschaft. In meiner Zeit an der Rutgers University habe ich eine wichtige Erfahrung gemacht, die mich heute noch prägt: Harte Arbeit + Einsatz + Beständigkeit = Erfolg. Damals hatte ich mehrere Teilzeitjobs und Praktika und war auch Präsident der Chinese Student Association – gleichzeitig schaffte ich jedes Semester noch bis zu 24 Credits. Trotzdem habe ich das Studium mit der Auszeichnung magna cum laude abgeschlossen. Wenn man sich die nötige Zeit nimmt und sich bemüht, dann bringt das auch Erfolg. Davon bin ich überzeugt. Die Erfahrungen, die ich im Ausland gesammelt habe, wollte ich nach Hongkong zurückbringen und dort anwenden. Denn Hongkong dient der Welt als Tor nach China.

Mark Mobius: Hervorragend. Im Studium haben Sie sich mit dem Rechnungswesen, aber auch mit Informatik befasst. Wie kommt Ihnen dieser Hintergrund zugute? Wie können Sie dieses Wissen in Ihrer derzeitigen Position als Investmentmanager anwenden?

Allan Lam: Als integrale Bestandteile des Investmentgeschäfts bilden Rechnungswesen und Informatik ein festes Fundament für meine Karriere im Investmentmanagement. Man braucht Geduld, man muss die Rechnungslegungsstandards und Rechnungsbücher sowie die detaillierten Fußnoten wirklich verstehen. Analysten, die so detailliert und gründlich analysieren, können sich einen viel besseren Einblick in ein Unternehmen und dessen Branche verschaffen. Die Fortschritte in der Informationstechnologie und in der Verbreitung wichtiger Informationen erleichtern uns nicht nur die Anlageentscheidungen, sondern auch die effiziente Umsetzung dieser Entscheidungen. Als wir unser Templeton Emerging Markets Team gründeten, habe ich unser erstes Datenbankprogramm in dBase II geschrieben. Das war der Übergang von der Tabellenkalkulation zu einer echten relationalen Datenbank. Damit konnten wir auf effiziente Weise die Portfoliotransaktionen verfolgen und die gewichteten durchschnittlichen Kosten für jeden Portfoliobestand wie auch den Nettoinventarwert berechnen. Im Laufe der Jahre haben wir, finde ich, ein hervorragendes IT-Team aufgebaut, das unsere maßgeschneiderten Programme, die unsere Prozesse für Research- und Fondsmanagement unterstützen, weiter ausgebaut hat. Diese enormen Verbesserungen hätten wir in den Anfangsjahren niemals für möglich gehalten.

Mark Mobius: Was hat Sie bei der Berufswahl an der Anlageverwaltung, und zwar insbesondere an den Schwellenländern, gereizt?

Allan Lam: Die Anlageverwaltung fand ich schon immer spannend und sehr reizvoll. Ich reise sehr gerne und habe meine Berufswahl noch nie bereut. Allerdings erfordert der Beruf viel harte Arbeit. In den 80er- und 90er-Jahren dauerte ein Flug nach Lateinamerika insgesamt – mit drei Mal umsteigen und Wartezeiten im Transit – über 40 Stunden. Das war schon hart. Anfangs habe ich zu den verrücktesten Zeiten gearbeitet; da habe ich morgens um 4 oder 5 in der Frühe im Fax-Raum des Hotels auf Research-Informationen gewartet oder Buy- und Sell-Order abgesendet, um nicht die Börsensitzungen in anderen Zeitzonen zu verpassen. Auch bei Missständen in der Geschäftsführung eines Unternehmens braucht man Courage und vollen Einsatz, um mit aller Kraft für die Rechte unserer Anteilsinhaber zu kämpfen. Früher wurden ausländische Anlageverwalter – insbesondere amerikanische Anlageverwaltungsfirmen – von den Unternehmen in Schwellenmärkten nicht immer freundlich aufgenommen. Ein Extremfall war mein Besuch bei einem türkischen Stahlunternehmen, wo man mich mit vorgehaltener Waffe zwang, das Firmengelände zu verlassen, weil sich die Gewerkschaft jeder weiteren Privatisierung und dem Verkauf von Unternehmensaktien an ausländische Anlageverwalter entschieden widersetzte.