LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 4 Minuten

Erst „Brexit“-Folge, bald globaler Trend? Stagflation: Der neue Teufel an der Wand

Seite 2 / 3


Brexit als Auslöser?

Ein Blick über den Ärmelkanal zeigt: Der Brexit hat die britische Wirtschaft „so stark abstürzen lassen wie seit den Nachwehen der globalen Finanzkrise Anfang 2009 nicht mehr“, schreibt die Bild. Ein Dominoeffekt, der zu einer dramatischen Verschlechterung der Konjunktur führt: Stornierungen von Aufträgen, weniger Neugeschäft, Verschieben oder Einstellen von Projekten. Laut Markit-Chefökonom Chris Williamson wird die britische Wirtschaft im dritten Quartal um 0,4 Prozent schrumpfen – zu Jahresanfang war sie noch um 0,4 Prozent gewachsen.

Unsicherheit besteht auch in Bezug auf die zukünftigen Außenhandelsbeziehungen des Vereinigten Königreiches. So rechnete UBS-Fixed-Income-Experte Joshua McCallum mithilfe der Spieltheorie vor, dass Großbritannien bei möglichen Verhandlungen mit anderen Staaten im Alleingang viel schlechtere Karten haben wird, als im Verhandlungskollektiv der EU. Entsprechend ist unklar, welche Märkte dem Vereinigten Königreich offen stehen werden. Sicher ist nur, dass Großbritannien es auch im Außenhandel schwerer haben wird.

Ein Abwärtstrend zeigt sich auch beim Britischen Pfund. Dieses stürzte am Freitag nach der Abstimmung auf ein 30-Jahres-Tief gegenüber dem US-Dollar und hat sich seitdem kaum erholt. Dadurch steigen die Kosten für Importgüter und so auch die Lebenshaltungskosten – Inflation in einem schwachen Wirtschaftswachstum.

Auch die Weltwirtschaft?

Doch der Schaden würde nicht auf das Inselreich begrenzt bleiben. Auch für die Weltwirtschaft besteht in den kommenden drei bis fünf Jahren durchaus das Risiko einer Stagflation, schreibt Daniel Saurenz, ehemaliger FTD-Redakteur und Börse Online-Experte auf wallstreet-online. Die Stärke des Dollar könnte sowohl für die USA selbst als auch für Schuldner in den Schwellenländern zum Problem werden. Dies wäre für China ein Anlass, den Yuan abzuwerten und so die globalen Wachstums- und Deflationssorgen zu verschlimmern. Gleichzeitig könnten Rohstoffpreise wieder einbrechen und das Szenario vom vergangenen Jahr wieder heraufbeschwören.

Hinzu kommen die laut Pimco sehr wahrscheinlichen Maßnahmen der Zentralbanken, die angesichts der stagnierenden Wirtschaft diese werden stimulieren wollen und entsprechend von einer Straffung der Geldpolitik absehen. Fließt aber die „überbordende Liquidität“ über Kreditvergabe an Unternehmen und Verbraucher in die Realwirtschaft, droht Inflation – und es ist fragwürdig, ob die Notenbanken rechtzeitig gegensteuern können, um Preisstabilität zu sichern.

Tipps der Redaktion