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Aktualisiert am 28.01.2020 - 09:58 Uhrin AltersvorsorgeLesedauer: 7 Minuten

Erst verkannt, dann anerkannt – die Geschichte der Riester-Rente

Namensgeber der Riester-Rente: Der damalige Arbeitsminister Walter Riester
Namensgeber der Riester-Rente: Der damalige
Arbeitsminister Walter Riester (Foto: Postbank)

Man könnte den 11. Mai 2001 als Geburtstag der Riester-Rente bezeichnen. An diesem Tag beschloss der Bundestag die Rentenreform und mit ihr die Riester-Rente. Klingt harmlos, war es aber nicht. Denn mit diesem Gesetz reagierte der Staat auf die marode gesetzliche Rentenversicherung und kürzte künftigen Rentnern das Alterseinkommen um 3 Prozentpunkte. „Du musst jetzt selbst sparen, wir schießen dir Geld dazu“, hieß es von da an. Das war eine Revolution in der Geschichte der deutschen Rente, und grundsätzlich keine schlechte Idee (zum Text: Riester-ABC: Alles über die Riester-Rente). Die Staatsdiener, speziell Finanzbeamte, kannten aber ihren Arbeitgeber und seinen Hang zur Bürokratie und hatten vorsichtshalber knapp ein halbes Jahr, bevor es losging, protestiert. 3.500 neue Finanzbeamte seien nötig, um die komplizierten Förderungen zu berechnen und gewähren, rechnete die Deutsche Steuer-Gewerkschaft vor. Macht in Euro gerechnet 500 Millionen Mehrkosten im Jahr. Goldgräber Die Versicherungen hatte dagegen eine seltsame Hektik gepackt. So hatte Axa schon im Mai zwei fertige Riester-Tarife in der Schublade liegen. „Nicht warten, jetzt starten!“, tröteten die LVM Versicherungen. Neuverträge mit einem Prämienvolumen von 56 Millionen Mark wollte der Versicherungsverband bis Ende 2002 einsammeln. Goldrausch pur, denn „der Markt wird am Anfang verteilt“, darin waren sich die Goldgräber einig. Für die Mitarbeiter der Allianz Leben hieß der 11. Mai 2001 nur noch „Riester-Day“, was man gut als zynische Anspielung auf den Begriff „D-Day“ verstehen könnte. Der D-Day war der Tag, an dem die alliierten Truppen im 2. Weltkrieg unter wahnsinnigem Menschenverschleiß die Küste der Normandie eroberten. Die Allianz wollte die Monatsbudgets der künftigen Rentner erobern. Das Problem war nur: Die Riester-Regelungen sahen auch vor, dass ein förderfähiger Vertrag ein entsprechendes Zertifikat, eine Art Riester-Stempel, bekommen musste. Und den gab es frühestens zum Jahresende. Die Riester-Rente ein „bürokratisches Monstrum“ So folgten die ersten gerichtlichen Rangeleien. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ging schon im Juni gegen die Victoria Lebensversicherung und die Mannheimer Versicherung vor. Angeblich hatte deren Werbung vorgetäuscht, die Produkte seien bereits zertifiziert.