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Aktualisiert am 28.01.2020 - 09:58 Uhrin AltersvorsorgeLesedauer: 7 Minuten

Erst verkannt, dann anerkannt – die Geschichte der Riester-Rente

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Überhaupt waren Verbraucherschützer gar nicht gut auf das „bürokratische Monstrum“ der Bundesregierung zu sprechen. Elf Kriterien musste ein Tarif erfüllen, um ein Riester-Zertifikat zu bekommen. So musste der Anbieter beispielsweise garantieren, dass der Sparer mindestens nominal bei seinen eingezahlten Beiträgen und erhaltenen Förderungen keinen Verlust erleidet (zum Text: „Die Beitragsgarantie ist ein wesentliches Kaufargument“). Ein Tribut an den typisch deutschen Sicherheitsgedanken. Weitere Komplikationen waren, dass die Höhe der Förderung sich nach dem Einkommen aus dem Vorjahr und dem gesparten Eigenbeitrag des Anlegers richtet und über das Finanzamt beantragt werden muss. Und das wiederum entscheidet, ob Zulage oder Steuererlass günstiger seien. Und um das Chaos perfekt zu machen, rollte eine Welle von damals geschätzten 2.800 verschiedenen Produkten auf die zukünftigen Rentner zu. Warten auf zertifizierte Produkte Ebenfalls große Probleme hatten die Schützer mit dem Umstand, dass die Beiträge für die Riester-Rente zwar entweder absetzbar sind oder gefördert werden, der Riester-Rentner aber seine Rente später versteuern muss. Dass eine Rente durch die Steuermangel gedreht wird, war damals neu. Es rechnet sich trotzdem, kommentierten Pro-Riester-Experten. Denn der persönliche Steuersatz sei als Rentner viel niedriger als zu Arbeitszeiten. Einen weiteren Nackenschlag für den Vertrieb setzte es ausgerechnet vom Vater des Kindes – dem damaligen Arbeitsminister Walter Riester selbst. „Jeder ist gut beraten abzuwarten, bis zertifizierte Produkte da sind“, sagte er. Das hatte gesessen. Die Fondsbranche bringt sich in Stellung Unbeirrt davon rechneten Experten damit, die Riester-Rente werde einen Boom im privaten Vorsorgemarkt lostreten. Die Analysten der Deutschen Bank nahmen unter anderem deshalb die Aktie des Strukturvertriebs MLP im Februar 2002 in ihre Liste mit den Top-Picks auf. Sieben Monate später kostete die MLP-Aktie rund 90 Prozent weniger – doch das lag weniger am Riester-Geschäft, vielmehr hatte es das Unternehmen mit den Bilanzrichtlinien nicht so genau genommen.