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Erste-Sparinvest-Manager Bernd Stampfl über aktuelle Anleihe-Trends „Unternehmensanleihen sind die neue Kraft am Bondmarkt“

Bernd Stampfl, Manager des Espa Reserve Corporate
Bernd Stampfl, Manager des Espa Reserve Corporate
Der Espa Reserve Corporate ist zwar kein Performance-Jäger. Dennoch belegt er im aktuellen Crashtest von 140 Unternehmensanleihefonds den ersten Platz.

DER FONDS: Anleiheanleger haben es in diesem Jahr extrem schwer. Bieten Unternehmensanleihen noch Chancen auf einigermaßen attraktive Renditen?


Bernd Stampfl:
So schwierig ist die Lage gar nicht. Ein ausgewogenes Portfolio von Anleihen aus den europäischen Peripherie- und Kernländern über alle Sektorenklassen hinweg hat in den vergangenen Wochen und Monaten eine sehr gute risikoadjustierte Entwicklung gezeigt. Außerdem liefert eine Beimischung von Unternehmensanleihen im BB-Segment eine gewisse Extrarendite. Das ist, als ob ein Autobesitzer im Frühjahr von Winter- auf Sommerreifen umsteigt. Das bringt eine ruhigere Fahrweise bei gleichzeitig weniger Verbrauch mit sich. Oder beim Fonds entsprechend einen Mehrertrag bei niedriger Volatilität.

Die besten Hochzinsanleihen-Fonds

  Fonds Punkte
Gesamt
Pkt.
Perfor-
mance
Pkt.
Stress-
test
Pkt.
Rating
Vol. in
Mio. €
1 Espa Reserve Corporate 115 -15 93 37 207
2 Blackrock US Dollar High Yield Bond Fund 101 54 0 47 4576
3 GAM Star Credit Opportunities 98 25 13 60 371
4 Goldman Sachs Sterling Credit Portfolio Base 93 53 0 40 466
5 BNY Mellon Global High Yield Bond Fund 90 60 0 30 129
135 weitere Fonds >>
Sortierkriterium: Punkte Gesamt, Quelle: Testverfahren DER FONDS, Berechnung und Daten: FWW Fundservices GmbH (Stichtag: 12. März 2015), Wertentwicklung auf Euro-Basis
Quelle: Sortierkriterium: Punkte Gesamt, Quelle: Testverfahren DER FONDS, Berechnung und Daten: FWW Fundservices GmbH (Stichtag: 12. März 2015), Wertentwicklung auf Euro-Basis


In welchen Sektoren sehen Sie die besten Chancen?

Bedingt durch die Stützungsmaßnahmen der EZB haben Finanzanleihen sich sehr gut entwickelt. Die Luft wird zwar schon ein wenig dünner, man findet dort aber noch das eine oder andere Juwel. Außerdem sehen wir im Telekommunikationssektor wieder mehr Chancen. Durch Konsolidierungen versuchen die Anbieter, ihre Kostenstruktur zu senken. Das verringert den Verschuldungsgrad und verbessert gleichzeitig die Bilanzsituation der Unternehmen. Ähnliches erwarten wir bei den Automobilproduzenten. Im Energiebereich hingegen sehen wir derzeit sehr hohe Volatilitäten. Die starke Bewegung beim Ölpreis verschlechtert den Ausblick für den Sektor.

Haben Sie regionale Favoriten?

Wir bevorzugen weiter die Peripherieländer gegenüber Kerneuropa.

Und mögen Sie lieber High Yields oder Investmentgrade-Anleihen?

Investmentgrade-Anleihen haben seit der Pleite von Lehman Brothers eine faszinierende Entwicklung durchgemacht. Anfänglich war das Segment eher unscheinbar, seit drei Jahren hat es sich als neue Kraft neben dem saturierten Staatsanleihe-Markt etabliert. Anleihen aus dem Investmentgrade-Bereich bilden die Basis für den Espa Reserve Corporate. Die Abgeltung für mögliche zukünftige Ausfälle ist bei diesen Unternehmensanleihen um einiges höher als bei High-Yield-Anleihen. Nichtsdestotrotz lohnt sich die Beimischung von Hochzinsanleihen in der derzeitigen Marktlage. Im Fonds ist sie ohnehin ein sehr wichtiger Bestandteil der Strategie.

Der Fonds konzentriert sich auf Unternehmensanleihen mit kurzer Laufzeit. Welche Vor- und Nachteile haben diese?

Bei Fonds mit kurzer Laufzeit sind die Preisausschläge im Rahmen einer Zinsänderung um ein Vielfaches geringer als bei Fonds mit langer Laufzeit. Der Nachteil ist, dass sich bei Zinssenkungen langlaufende Anleihen besser entwickeln werden. Wenn wir aber in ein Umfeld steigender Zinsen kommen, ist ein Fonds mit kurzer Laufzeit von Vorteil.

In Europa dürften die steigenden Zinsen noch auf sich warten lassen. Wie sieht es Ihrer Meinung nach in den USA aus?


Wir sehen derzeit einen weltweiten Trend zu Zinssenkungen. Jede Zentralbank versucht, die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Volkswirtschaft zu sichern. Wenn in Europa die Zinsen gesenkt werden und so die Währung sich abschwächt, erhöht das den Druck auf die anderen Zentralbanken. Wenn also in Europa die Zinsen niedrig bleiben und in den USA erhöht werden, dann verteuern sich die amerikanischen Produkte am europäischen Markt. Daher wird die US-Notenbank Fed den Moment einer Zinserhöhung richtig wählen. Die zeitliche Vorhersage ist schwierig: Die Fed wird die Zinsen vermutlich erst dann anheben, wenn in Europa die wirtschaftliche Erholung an Dynamik gewinnt. Was wir derzeit aber sehen, ist eine relative Verbilligung von Anleihen in US-Dollar gegenüber Anleihen in Euro desselben Unternehmens. Der Fonds sichert die Währungsschwankungen ab, nimmt aber den Vorteil des günstigeren Papiers gerne mit.

Ansonsten konzentrieren Sie sich vor allem auf Anleihen, die auf Euro lauten. Wie gut ist das Angebot solcher Anleihen außerhalb der Eurozone?


Seit die Europäische Zentralbank angefangen hat, im großen Rahmen Papiere aufzukaufen, sehen wir immer mehr Emissionen in Euro von Unternehmen außerhalb des Euroraums. Diese können sich hier aufgrund des niedrigen Zinsniveaus viel günstiger verschulden als zum Beispiel in ihren Heimatwährungen. Zuerst haben das große, weltweit tätige Unternehmen wie Apple, AT&T und Coca-Cola genutzt. Wir stehen hier aber erst am Anfang und werden wohl in den kommenden Wochen weitere Emissionen sehen.

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