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„Es gibt fünf Schwachpunkte in der Weltwirtschaft - ein gefährlicher Mix"

Martin Hüfner von der Fondsgesellschaft Assénagon
Martin Hüfner von der Fondsgesellschaft Assénagon
Die Weltwirtschaft befindet sich nicht im Auf- sondern im Abschwung. Die Wachstumsraten gehen zurück. Die Stimmung verschlechtert sich. Die Risiken nehmen zu.

Das hängt nicht so sehr mit dem angekündigten Kurswechsel der amerikanischen Geldpolitik zusammen, der die Finanzmärkte derzeit irritiert. Es ist auch nicht nur ein vorübergehendes konjunkturelles Phänomen. Vielmehr gibt es eine Reihe von längerfristigen Strukturverschiebungen.

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Das waren für mich wichtige Punkte, die ich in der vorigen Woche von der Frühjahrstagung des Institute of International Finance in Paris mitgenommen habe. Alle sechs Monate treffen sich bei diesen Tagungen Vertreter der weltweiten Financial Community zu einem Meinungsaustausch.

Für mich sind diese Treffen immer eine Gelegenheit, mein Bild von der globalen Welt zu überprüfen und aufzufrischen. Hier ein paar Eindrücke.

Ein gefährlicher Mix

Verglichen mit der Stimmung vor einem halben Jahr – damals in Tokio – gibt es derzeit nicht nur einen Schwachpunkt der Weltwirtschaft (damals der Euroraum), sondern fünf. Jeder Einzelne ist bekannt und scheint beherrschbar. Alle zusammen stellen aber eine unangenehme Mischung dar.

Der erste Schwachpunkt: Das Wachstum der Schwellen- und Entwicklungsländer verlangsamt sich um ein bis zwei Prozentpunkte. Das zeigt sich rund um die Welt, von Asien über Lateinamerika bis hin zu den "Emerging Markets" in Europa. Von Brasilien über Indien bis hin zu Russland und der Türkei. Brics ist out. Die Gründe liegen zum Teil in der langsameren Zunahme der Bevölkerung, zum Teil im Ende des Superzyklus bei den Rohstoffen.

Darüber hinaus verlangsamt sich der Anstieg der Produktivität durch eine geringere Zunahme der internationalen Arbeitsteilung. In Indien und Brasilien hat sich die Wirtschaftspolitik verschlechtert. In jedem Fall sind die Märkte für die Exporteure aus den Industrieländern weniger aufnahmefähig.

Zweiter Schwachpunkt: China. Experten beziffern das Expansionspotenzial im Reich der Mitte langfristig auf nur noch auf 5 bis 5,5 Prozent (derzeit 7,5 Prozent). Wichtig dafür ist auch hier die Demographie.

Hinzu kommt, dass soziale Stabilität für die neue chinesische Führung wichtiger ist als Wachstum. Die Unruhen, die in den letzten Wochen bei der Beschränkung des Kreditwachstums von Banken und Schattenbanken entstanden sind, zeigen, wie schwierig dieser Übergang zu managen ist.

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