LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Weltweite MarktanalysenLesedauer: 4 Minuten

„Es wird in den nächsten Jahren keine hohe Inflation geben"

Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Assénagon
Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Assénagon
Martin Hüfner ist Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Assénagon.

Als die Inflationszahlen für den Monat April veröffentlicht wurden, war ich schon etwas überrascht. Die Preise liegen in Euroland derzeit nur um 1,2 Prozent über dem Vorjahr. Vor zwölf Monaten war die Rate noch mehr als doppelt so hoch (2,6 Prozent).

Die untenstehende Grafik zeigt, dass die Geldentwertung in den vergangenen 20 Jahren bisher nur in Krisenzeiten so tief gefallen ist: 1998 in der Asien- und Russlandkrise und 2009 in der Finanz- und Wirtschaftskrise nach der Lehman-Pleite.

>>Vergrößern 


Ist das jetzt wieder ein Krisensymptom, diesmal von der Eurokrise?  Eindeutig nein. Das zeigt sich schon daran, dass der Rückgang der Preissteigerungsrate nicht auf Euroland beschränkt ist. Auch außerhalb geht die Geldentwertung zurück. In den USA, wo man normalerweise an höhere Raten gewöhnt ist, ist sie auf 1,5 Prozent gesunken, in China auf 2,4 Prozent.

Wo bleibt die Inflation?

Die Gründe für die geringe Inflation hängen nur zum Teil und nur entfernt mit der Krise zusammen. Zum einen gibt es Basiseffekte. Vor einem Jahr sind die Preise von Januar bis April kräftig nach oben gegangen, so dass die Jahresabstandsrate schon allein deshalb zurückging. Das wird in den kommenden Monaten nicht mehr der Fall sein.

Zum Zweiten ist die Konjunktur schwach. Sie macht  es den Unternehmen schwer, Kostensteigerungen zu überwälzen. Die Kernrate, die den Konjunktureffekt misst, lag im März 2013 bei 1,6 Prozent.

Zum Dritten schließlich sind die Rohstoffpreise gesunken. Öl ist heute nicht teurer als vor einem Jahr. Kupfer hat sich seit Jahresbeginn um 10 Prozent verbilligt, Weizen noch erheblich mehr. Die Benzinpreise sind in den vergangenen zwölf Monaten in Deutschland um fast 6 Prozent zurückgegangen.

Was teurer geworden ist, sind Obst und Gemüse. Das ist aber im Wesentlichen saisonbedingt.  

Tipps der Redaktion