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Ethenea-Fondsmanager über Brexit Herr Schmitt, wie kam der Ethna-Aktiv unbeschadet durch die Krise?

Christian Schmitt ist Portfolio Manager bei Ethenea. Er ist unter anderem für den Flaggschiff-Fonds Ethna-Aktiv verantwortlich, der mit einem leichten Plus durch den Brexit kam
Christian Schmitt ist Portfolio Manager bei Ethenea. Er ist unter anderem für den Flaggschiff-Fonds Ethna-Aktiv verantwortlich, der mit einem leichten Plus durch den Brexit kam

DAS INVESTMENT.com: Europa und Deutschland sind enttäuscht und entsetzt über die Brexit-Entscheidung. Können Sie dem Votum irgendetwas Positives abgewinnen? Könnte der Brexit zum Beispiel das starke Signal sein, dass es brauchte, damit sich Europa neu aufstellt und stärker zusammenwächst? 

Christian Schmitt: Absolut. Alle Diskussionen der vergangenen Jahre rund um die Europäische Union waren stark negativ geprägt. Die positiven Seiten und die unzähligen Vorteile der Gemeinschaft waren vollkommen in den Hintergrund getreten und hatten kaum öffentliche Fürsprecher. Der Brexit könnte als eine Art Weckruf fungieren. In Schottland beispielsweise können wir eine gegenläufige Entwicklung beobachten. Hier kämpfen die Bürger für den Verbleib in der EU. In Großbritannien  nehmen viele jüngere Menschen den heutigen Frieden und Wohlstand als zu selbstverständlich wahr, sodass gerade in dieser Gruppe die Wahlbeteiligung beim Referendum gering war, obwohl der Wille zum Verbleib in der EU bei ihnen besonders ausgeprägt ist. Die grundlegenden Schwächen der EU, insbesondere der zunehmende Bürokratismus, sind hingegen hinlänglich bekannt. Wir hoffen die Chancen stehen im Nachgang der Brexit-Entscheidung nun besser, dass diese Fehlentwicklungen wirklich angegangen werden.

Welche Nachrichten im Zusammenhang mit dem Brexit könnten uns in den kommenden Tagen und Wochen erreichen, die für weitere heftige Kursrückgänge sorgen würden? Oder anders: Welche Folgen des Brexits hat die Mehrheit der Marktteilnehmer vielleicht übersehen?

Schmitt: Da es noch Monate, eher Jahre, dauern wird, bis die Verhandlungen zum Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union abgeschlossen sind, werden die damit verbundene Unsicherheit und die Marktvolatilität hoch bleiben. Die Zentralbanken ihrerseits werden die Folgen des Brexits ebenfalls genau verfolgen und, wenn nötig, bereit sein zu intervenieren. Die größte Gefahr des Brexits steckt jedoch nicht in einem eventuellen zeitweiligen Rückgang der Wirtschaftsleistung, sondern vielmehr in einer Interpretation als Anfang vom Ende Europas. Dies wurde im Vorfeld des Referendums viel diskutiert, von den Märkten nun aber wieder komplett verdrängt. Sollte es Nachahmereffekte durch weitere Referenden oder ernsthafte Unabhängigkeitsbestrebungen geben, werden die europäischen Märkte und der Euro noch viel deutlichere Einbußen hinnehmen müssen.