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EU-Abstimmung in Großbritannien Denk‘ ich an deutsche Aktien in der Nacht …

DER-FONDS-Kolumnist Markus Stillger
DER-FONDS-Kolumnist Markus Stillger
„Denk‘ ich an deutsche Aktien in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht“ – mit diesem leicht abgewandelten Zitat von Heinrich Heine lässt sich meines Erachtens die aktuelle Stimmungslage am deutschen Aktienmarkt ganz gut umschreiben. Allerdings ist in meinen Augen die Stimmung viel, viel schlechter als die Lage, und schlaflose Nächte braucht man deshalb nicht zu haben. Vielmehr sollte man hellwach den gesunden Menschenverstand einschalten und sich einmal über folgende Konstellation Gedanken machen.
 
Erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland wurde der Zins praktisch abgeschafft. Oder wie es Peter Huber, einer der erfolgreichsten deutschen Rentenfondsmanager, unlängst treffend formuliert hat: „Wir haben keinen risikolosen Zins mehr, dafür aber ein zinsloses Risiko“. Noch nie war die Gefahr so groß wie heute, dass ich mir als Anleger genau dieses zinslose Risiko einfange, wenn ich aufs falsche Pferd setze. Und wer am Ende des Tages eine gefühlt immer noch niedrige Rendite von 2 bis 3 Prozent mit nach Hause nehmen will, muss bereit sein, dafür zwischendurch immer wieder leichte Schwankungen auszuhalten.

Nahezu alle Anlageklassen – ob Immobilien, Beteiligungen an erneuerbaren Energien, Oldtimer, Rotwein oder zeitgenössische Kunst – sind in den vergangenen fünf Jahren mehr oder weniger deutlich im Wert gestiegen. An einer Anlageklasse gingen die Wertsteigerungen aber komplett vorbei – und zwar an soliden deutschen Standardaktien! Das eröffnet dieser Anlageklasse für die nächsten Jahre ein Potential, zu dem es nahezu keine Alternative gibt.
 
Was mich in diesem Zusammenhang maßlos ärgert, ist das dumme Geschwätz mancher Marktteilnehmer, die von einem siebenjährigen Aufschwung seit 2008 faseln und daraus ableiten, die Aufwärtsbewegung sei jetzt ausgereizt. Nur zur Erinnerung, liebe Freunde: Wir hatten im Jahr 2011 in den Monaten Juli bis September im Dax einen Kursrückgang von 32 Prozent und von April 2015 bis zum Februar 2016 einen Rückgang von 30 Prozent.

Mit Ausnahme der Jahre 2001 und 2008 waren 30 Prozent Rückgang jeweils das Ende der Fahnenstange bei Kurseinbrüchen beziehungsweise Crashs. Wir haben im neuen Jahrtausend insgesamt vier heftige Kurseinbrüche gesehen (2001, 2008, 2011 und 2015), die dafür verantwortlich sind, dass der DAX seit dem Jahr 2000 bis heute (Stand 9.570 Punkte) nur eine eher unterdurchschnittliche (oder besser: unterirdische) Performance von 1,95 Prozent pro Jahr erzielen konnte – weit unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 8,25 Prozent pro Jahr!

Und genau diese Fakten machen mich sehr zuversichtlich, dass im Aktienmarkt ein gehöriges Aufwärtspotential steckt. Die Frage bleibt nur: Welcher Prinz küsst das Dornröschen wach?
 
Momentan ziehen erst einmal dunkle Wolken aus England heran, da dort am 23. Juni eine Abstimmung über den Verbleib der Briten in der EU stattfindet. Sollten sich die Briten für den Austritt entscheiden, wovon ich persönlich nicht ausgehe, sehe ich dies allerdings in erster Linie als Problem für die britischen als für die europäischen Kapitalmärkte an.
 
Sollte es dennoch Turbulenzen geben, gilt das alte Sprichwort „Politische Börsen haben kurze Beine“. Auch in der Vergangenheit haben sich schlechte Nachrichten aus der Politik – wenn überhaupt  – nur kurzfristig auf das Marktgeschehen ausgewirkt.

Eine Strategie der ruhigen Hand ist im momentanen Marktumfeld in meinen Augen der richtige Weg. Allerdings sollte diese ruhige Hand auch den Mut haben, überschüssige Liquidität in den Aktienmarkt zu investieren. Nicht alles auf einmal, aber ein bisschen jetzt und ein bisschen nach der Brexit-Entscheidung.

Über den Autor: Markus Stillger ist Gründer und Inhaber der Stillger & Stahl Vermögensberatung und der MB Fund Advisory aus Limburg an der Lahn. Für DER FONDS kommentiert er an dieser Stelle ab sofort jeden Monat aktuelle Trends an den Kapitalmärkten und stellt ihnen seine eigene Weltsicht entgegen.

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