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Euro-Gipfeltreffen: Die Wahrheit liegt auf dem Platz

Thomas Wüst
Thomas Wüst
Nahezu zeitgleich mit dem EM-Halbfinalspiel Deutschland gegen Italien fand in Brüssel ein weiteres Euro-Gipfeltreffen statt. Während es bei der Fußball-EM nur um den Titel des Europameisters geht, steht in Brüssel jedoch ungleich mehr auf dem Spiel. Obwohl die DFB-Stars im Falle eines Titelgewinns eine Siegprämie von 300.000 Euro pro Spieler kassieren würden, wären dies jedoch vergleichsweise geringe Beträge, wenn man an die Milliarden-Beträge denkt, über die in Brüssel diskutiert werden wird.

Otto Rehhagel, der mit der griechischen Nationalmannschaft im Jahr 2004 sensationell die Fußball-Krone Europas holte, prägte das Zitat „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“. Wendet man diese Fußball-Weisheit auf den bevorstehenden Euro-Gipfel in Brüssel an, dann muss man feststellen, dass die Wahrheit über den Zustand der Euro-Zone an den Finanzmärkten eben sehr unterschiedlich aussieht. So werden die vier Teilnehmerländer der EM- Halbfinalspiele im direkten Vergleich derzeit mit sehr unterschiedlichen Zinssätzen für die Refinanzierung ihrer Staatsschulden konfrontiert.

Während sich Portugal bereits unter dem Euro-Rettungsschirm befindet und sich voraussichtlich erst ab dem Jahr 2015 wieder für einen vollständig freien Zugang zu den Geldquellen der Finanzmärkten qualifizieren kann, kämpfen Spanien und Italien derzeit um die eigenständige Refinanzierung Ihrer Staatsschulden. Bis zum heutigen Tag hat Spanien immerhin bereits ca. 61 Prozent der geplanten neuen Kreditaufnahme für das Jahr 2012 an den Finanzmärkten aufnehmen können. Deutschland hat bisher ca. 50 Prozent des benötigten Kapitalbedarfs für 2012 über den Verkauf von Staatsanleihen refinanziert. Italien läuft hier ein wenig hinterher, da es bislang nur ca. 47 Prozent der geplanten Kredite für 2012 am Markt aufgenommen hat.


Italien und Spanien müssen derzeit Zinsen in Höhe von 6 Prozent bis 7 Prozent für langfristige Kredite bieten. Insofern stehen die beiden Regierungschefs Mariano Rajoy und Mario Monti vor besonders großen Herausforderungen, wenn sie sich weiterhin den freien Zugang zu den Finanzmärkten erhalten wollen. Auf Schützenhilfe von Deutschland sollten sie sich nicht verlassen, sondern sich auf ihre eigenen Stärken konzentrieren und die notwendige Haushaltsdisziplin umsetzen. Portugal macht dies aktuell vor und erzielt durch die harten Reformen bemerkenswerte Fortschritte. Insofern ist Portugal nicht nur bei der EM ein Geheimfavorit, sondern kann durchaus auch in der Eurozone zu einem Reformvorbild werden. Deutschland kann zwar durchaus selbstbewusst auftreten; als Favorit hat man jedoch naturgemäß immer am meisten zu verlieren.

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