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Europa: Ein "New Deal" oder wieder nur Kosmetik?

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Kein Masterplan in Sicht

Auf ihrem Gipfeltreffen Ende Juni haben die europäischen Staats- und Regierungschefs erkannt, dass ein Übergreifen der Schwierigkeiten der Banken auf die jeweiligen Regierungen verhindert werden muss. Zu diesem Zweck wird noch vor Jahresende eine gemeinsame Bankenaufsicht etabliert.

Außerdem wird der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) in der Lage sein, die Banken direkt mit Kapital zu versorgen, falls sie die erforderlichen Bedingungen erfüllen. Dass diese Möglichkeit geschaffen wurde, bedeutet, dass die Finanzhilfen nicht länger die Staatsfinanzen in Mitleidenschaft ziehen.

Haben wir es also mit einem "New Deal" zu tun? Nein! Bisher ist noch keine Rede von grenzübergreifenden Garantien für Bankeinlagen und es gibt keinen Fahrplan für eine Fiskalunion. Und vor allem: Es gibt keine gemeinschaftliche Haftung für Schulden in der Eurozone, die über das Bestehende hinausgeht – der ESM verfügt nach wie vor über 500 Milliarden Euro. Die Entscheidungen auf dem Gipfel zielen auf die akuten Probleme in Spanien und Italien ab; sind aber nicht die ersten Meilensteine eines Masterplans.

Was die Finanzmärkte angeht, so sehen wir keinen überzeugenden Grund für eine Änderung unserer defensiven Position: Die kurzfristigen Wachstumsperspektiven haben sich verschlechtert, die Probleme in der Eurozone sind weiter ungelöst und die fiskalische Situation in den USA wird schon bald die Stimmung trüben.

Zudem rechnen wir mit enttäuschenden Unternehmenszahlen für das zweite Quartal. Die als "sichere Häfen" titulierten Staatsanleihen halten wir nicht für eine attraktive Alternative, weshalb wir sowohl deutsche Bundesanleihen als auch Schweizer "Eidgenossen" meiden. Unsere Präferenz gilt weiterhin Hochzins- sowie Schwellenländeranleihen. Gleichzeitig halten wir einen hohen Bestand an Cash, um sich bietende Gelegenheiten nutzen zu können.

Positiv anzumerken ist, dass der deutliche Ölpreisrückgang ein willkommenes Polster für die Konsumenten darstellt. Darüber hinaus dürfte die lockere Geldpolitik in den wichtigen Schwellenländern für Unterstützung sorgen. Sobald sich beim globalen Wirtschaftswachstum eine Wende abzeichnet, werden Aktien wieder in unserer Gunst steigen.  

Ungeachtet der Verfügung von Franklin D. Roosevelt haben wir unser Gold-Engagement erhöht. Während die Regierungen Sparprogramme umsetzen, um die Schulden unter Kontrolle zu bekommen, werden die Notenbanken aller Wahrscheinlichkeit nach weiterhin Liquidität in das System pumpen. Es versteht sich von selbst, dass wir im Auge behalten, wo das Gold hinterlegt wird.

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