LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 20.06.2013 - 16:18 Uhrin FondsLesedauer: 10 Minuten

Europa-Fonds: Die besten Manager und ihre Favoriten

Seite 2 / 4


Ein weiteres Beispiel für gut genutzte Freiheiten ist Thorsten Winkelmann. Dessen Allianz Wachstum Europa war nach Platzen der Hightech-Blase 2003 – damals noch ohne ihn – im Performance-Tief verschwunden. Zusammen mit seinem damaligen Kollegen Dirk Enderlein hat er den Fonds anschließend von seiner Benchmark gelöst und zu einem führenden Produkt aufgebaut. Auch Winkelmann, der im Oktober 2009 die alleinige Leitung übernahm, braucht sein Portfolio nicht gegenüber einem Aktienindex zu rechtfertigen.

Stattdessen achtet er auf Wachstumsgeschichten wie den weltweiten Bierkonsum. In Asien, Lateinamerika und Afrika wächst er jährlich um 3,5 bis 4,6 Prozent. Prima, welche europäischen Brauereien sind dort gut aufgestellt? Carlsberg und SAB-Miller, die folglich zu seinen Top 10 gehören. In Westeuropa und Nordamerika lässt der Bierdurst übrigens in den kommenden Jahren um ein halbes Prozent pro Jahr nach.

Konkurrenzgerangel, Markt- und Margenfestigkeit – um diese Schlagworte ranken sich einige der erfolgreichen Managementansätze. So nutzt Dave Dudding das wirtschaftstheoretische Fünf-Kräfte-Modell von Harvard-Professor Michael Porter als Grundlage für die Aktienanalyse . Diese Untersuchung von aktueller und potenzieller Konkurrenz sowie der Preismacht von Kunden und Zulieferern zeigt an, wie gut Firmen künftig wachsen und vor allem Krisen meistern können.

Trends der Gesellschaft

Dudding managt bei Threadneedle den European Select und verantwortete lange Jahre auch den European Smaller Companies. Beide mit enorm guten Ergebnissen. Im Gegensatz zu Stockpickern interessiert sich Dudding zunächst für die wirtschaftliche Entwicklung und forscht nach speziellen Trends in der Gesellschaft. Erst auf dieser Grundlage wählt er Unternehmen mit den bereits erwähnten Eigenschaften aus. „Unser Team für europäische Aktien besucht jedes Jahr über 1.200 Unternehmen, um deren Geschäftsmodell wirklich zu verstehen“, so der Manager.

Ein gutes Beispiel ist für ihn L’Oréal. „Die haben einen derart hohen Status in Sachen Wahrnehmung und Markenwert, dass die Menschen die Produkte selbst dann kaufen, wenn sie eigentlich sparen müssten“, meint Dudding. Gar nicht mochte und mag er die Finanzbranche. „Hier gibt es zu viele Anbieter, und deren Kunden achten sehr auf die Preise.“ Keine allzu guten Aussichten auf vernünftige Gewinne.

Mit dieser Abneigung steht Dudding nicht allein. Kaum einer der herausragenden Manager hat derzeit ein Techtelmechtel mit klassischen Bankaktien. Die meisten warten ab, bis die Bilanzen bereinigt und neue Kapitalrichtlinien erfüllt sind oder sich ein paar Geldhäuser schlicht gegenseitig übernommen haben. „Wir vermeiden Unternehmen aus Branchen mit starkem Wettbewerbsdruck, auch wenn die Nachfrage nach den Produkten hoch ist.

Die Umsätze sind dann zwar gut, aber die Margen schwach“, sagt auch Maximilian Anderl von UBS Globa Asset Management. Bei seinem Fonds ist die Freiheit sogar im Namen verewigt: UBS European Opportunity Unconstrained (etwa: unbeschränkt). Neben den üblichen Kaufpositionen darf Anderl auch bei überbewerteten Aktien auf fallende Kurse setzen. Wenn der Markt in Gänze steigt, kann das natürlich Rendite kosten. Allerdings kann es auch ein wichtiges Sicherungselement in unruhigen Zeiten sein. Dazu passt auch Anderls Feststellung: „Wir sind allergisch gegen Verluste.“

Beim Durchforsten erfolgreicher Fonds taucht immer mal wieder Porters Fünferpack auf – oder zumindest dessen Geist. So auch bei MFS Investment Management. Die Bostoner Fondsgesellschaft hat mit ihrem MFS Meridian bereits vor gut einem Jahr im DAS-INVESTMENT-Crashtest für europäische Nebenwerte den 2. Platz belegt.

>>Vergrößern


Auch im Vergleich mit Standardwertefonds für Europa macht Fondsmanager Peter Fruzzetti eine gute Figur. „Insbesondere einige Positionen in den Branchen Spezialprodukte und Services, Grundstoffe und Finanzdienstleister haben zur guten Performance über drei und fünf Jahre beigetragen“, sagt Fruzzetti und nennt unter anderem Croda International.

Das Unternehmen hat seinen Sitz in dem 3.500-Seelen-Nest Snaith im Nordosten von England und produziert dort chemische Grundstoffe, unter anderem für Körperpflege, Wellness und Landwirtschaft. Die Aktie hat sich – Dividenden mit eingerechnet – in fünf Jahren glatt vervierfacht.

Im Gegensatz zu Konkurrent Dudding nutzt Fruzzetti keine makrowirtschaftlichen Erkenntnisse als Grundlage. Sein Portfolio ist die Summe der einzeln zusammengetragenen und analysierten Teilchen. Das wirtschaftliche Umfeld fließt lediglich mit ein, wenn es darum geht, die Perspektiven der Unternehmen richtig einzuordnen.

Fruzzetti selbst bringt es auf 350 bis 400 Treffen mit Firmenmanagern pro Jahr, sein Analystenteam steuert weitere hinzu. Solche Treffen wiederum nutzen die MFS-Leute, um auf weitere interessante Investmentobjekte zu stoßen. Etwa einen vitalen Zulieferer oder einen Konkurrenten, der den Gesprächspartnern das Leben schwer macht.

Risikoreich, aber gut

Mit 125 Titeln im Portfolio ist Fruzzetti nicht gerade schmal aufgestellt. Im Gegensatz zu Isabel Levy. Die Managerin des Métropole Sélection verteilt satte 1,2 Milliarden Euro auf lediglich 25 bis 30 Einzeltitel. Das muss man als Anleger wissen und vor allem mittragen. „Der Fonds ist risikoreich“, schreibt denn auch Morningstar-Analyst Mathieu Caquineau – gibt sich aber optimistisch: „Er sollte seine Vergleichsgruppe langfristig übertreffen können.“

Tipps der Redaktion